Die Hauptversammlung am vergangenen Freitag war kein angenehmer Tag für das Management von ThyssenKrupp. Die scharfe Kritik von Aktionären ist nach der mehr als enttäuschenden Entwicklung der vergangenen Jahre berechtigt. An der Börse wachsen die Zweifel, ob der Turnaround gelingt – die Aktie gerät auch am Montag weiter unter Druck.
Mit dem Verkauf der Aufzugssparte soll bei ThyssenKrupp alles besser werden. Konzernchefin Martina Merz will durch die 15 bis 17 Milliarden Euro die hohen Pensionsverpflichtungen und die Schulden tilgen, gleichzeitig soll genug übrig bleiben, um die verbleibenden Bereich aufzupäppeln. Vor allem beim Stahl sind Milliardeninvestitionen nötig, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Das wird allerdings ein Vabanquespiel. Die Aufzüge können nur einmal zu Geld gemacht werden, dann fehlt die Cash Cow des Unternehmens, die seit Jahren den Löwenanteil an Gewinn und Cashflow beisteuert. Es muss deshalb schnell eine zukunftsträchtige Strategie gefunden und umgesetzt werden. Hier stellt sich allerdings auch die Frage, unter wem ThyssenKrupp in die Zukunft geht.
Merz will im Herbst wieder an die Aufsichtsratsspitze zurückkehren. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger dürfte äußerst schwierig werden. Schwer vorstellbar ist vor allem, dass ein neuer CEO einfach die von Merz entwickelte und vorgegebene Strategie umsetzen wird. Seine Position wäre dann schnell geschwächt – viele qualifizierte Manager dürften bei diesem Vorhaben ohnehin schnell abwinken.
Bei ThyssenKrupp droht ein erneutes Führungschaos. Noch bleibt Merz die Pläne schuldig, wie es weitergehen soll. Auch beim Umbau muss sie nun endlich liefern. Sonst verlieren die verbleibenden Aktionäre auch noch die Hoffnung, dass der Turnaround gelingt. Die Aktie bleibt nur etwas für Mutige, die darauf setzen, dass der Verkauf der Aufzüge zum Erfolg wird. Der Stopp bei 9,70 Euro sollte in jedem Fall beachtet werden.