Im schwachen Marktumfeld hat die Aktie von Thyssenkrupp zuletzt die Gewinne nach den Gerüchten um einen Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský schnell abgegeben. Am Dienstag legt der MDAX-Titel im Sog des starken Markts zwar wieder zu. Doch auch die Kritik an den Plänen mit Křetínský werden lauter.
So hat sich die Arbeitnehmerseite erneut zu Wort gemeldet. Dass Křetínský einen Anteil von 50 Prozent übernehmen und der Konzern diesen Deal schon bis Ende Oktober unter Dach und Fach bringen wolle, sei unseriös und ignoriere die Interessen der Belegschaft, heißt es in einem Flugblatt der IG Metall, das der dpa vorliegt und auf den 9. Oktober datiert ist. Es müsse erst in der Mitbestimmung verhandelt werden. Man lehne den Investor nicht grundsätzlich ab, aber es dürfe keine „Hauruck-Aktion auf Kosten der Beschäftigten geben“.
In dem Schreiben der IG Metall an die Belegschaft fordern die Autoren Aufklärung über den möglichen Investoreneinstieg. So wird gefragt, ob die Gesellschaft auch künftig ihren Sitz in Deutschland haben werde und ob die Thyssenkrupp AG langfristig an der jetzigen Stahlsparte beteiligt bleibe. „Für die rund 27.000 Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel Europe steht viel auf dem Spiel“, betont die Gewerkschaft. „Wir fordern Verhandlungen über ein industrielles Konzept, Investitionen, Gesellschaftsstruktur und Mitbestimmung.“
Thyssenkrupp nimmt Stellung
Als Reaktion auf die Gewerkschaftskritik sagte ein Thyssenkrupp-Sprecher, dass die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat „weiterhin regelmäßig über alle Fortschritte informiert“ würden. Die Mitbestimmung spiele bei der Verselbstständigung des Stahls eine wichtige Rolle und werde eng eingebunden. Bei der „Dekonsolidierung des Stahlgeschäfts“ verfolge Thyssenkrupp „eine Bandbreite verschiedener Möglichkeiten“. Zu einzelnen Möglichkeiten und „am Markt kursierenden Gerüchten“ könne man sich aber nicht äußern, so der Firmensprecher.
Kritik an einem möglichen Deal rund um die Stahlsparte kommt nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht überraschend. Eine Lösung mit Křetínský könnte aber durchaus sinnvoll sein. Die Bewertung von Thyssenkrupp lässt auf dem aktuellen Niveau auch noch Luft nach oben. Ein starkes Kaufsignal wäre allerdings erst der Sprung über den Widerstandsbereich bei 7,50 Euro.
Mit Material von dpa-AFX
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