Nach dem desaströsen Jahr 2019 geht es für ThyssenKrupp um nichts weniger als die Zukunft des Unternehmens. Auf der Hauptversammlung am Freitag dürfte die Stimmung entsprechend angespannt sein. Konzernchefin Martina Merz kann sich auf einen unangenehmen Tag einstellen – zumal sie noch immer keine Lösungen vorweisen kann.
Merz ist erst im Oktober auf den Chefsessel gekommen. Doch auch zuvor hatte sie als Aufsichtsratschefin die Misere mitzuverantworten. Nach ihrem Amtsantritt fand sie klare Worte gegen ihre Vorgänger, doch auch nach knapp vier Monaten hat Merz selbst noch keine Fortschritte erzielt. Der Verkauf der Aufzüge zieht sich weiter in die Länge. Wie das Konglomerat künftig aufgestellt wird, kann erst danach geklärt werden.
Merz hat zwar die Rückendeckung der Großaktionäre Cevian und Krupp-Stiftung. Doch andere wichtige Aktionäre dürften kaum mit Kritik sparen. So hat unter anderem die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bereits angekündigt, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten.
Das Problem: Auch 2020 ist operativ keine Besserung in Sicht. Merz hat bereits einen deutlich höheren Verlust als die 260 Millionen Euro im Vorjahr in Aussicht gestellt. Die hohen Pensionsverpflichtungen, die Schulden wegen früherer Fehlinvestitionen und der hohe Cash-Flow-Abfluss in mehreren Teilbereichen sorgen dafür, dass ein Großteil des Erlöses aus den Aufzügen bereits verplant ist – sollte die komplett verkauft werden, fehlt dann aber gleichzeitig der Löwenanteil der bisherigen Gewinne.
Die Probleme bei ThyssenKrupp sind gewaltig. Allerdings ist die Aufzugssparte rund 15 Milliarden Euro wert. Das Konglomerat kommt derzeit nur auf die Hälfte. Sollte mit dem frischen Geld die Trendwende gelingen, sind also deutlich höhere Kurse möglich. Die Aktie bleibt aber nur etwas für spekulative Anleger.