In der vergangenen Woche ist die seit Monaten angespannte Situation bei Thyssenkrupp eskaliert. Neben drei Vorständen der Stahlsparte um Stahlchef Bernhard Osburg ist auch Stahl-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel zurückgetreten. Dieser hat sich nun in der Presse noch einmal mit klaren Worten geäußert.
Im Spiegel ging er dabei vor allem auf den tschechischen Investor Daniel Křetínský ein, der sich zuletzt mit 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel beteiligt hatte. „Das Beste für die Stahlsparte wäre nun, wenn Daniel Křetínský sie zu 100 Prozent übernehmen würde“, sagte Gabriel. „Mit ihm gab es zuletzt die beste Diskussion über die Zukunft des Stahls in Europa seit Langem.“ Es sei zwar noch nicht klar, ob sich die Vorstellungen des Investors realisieren lassen, dennoch brächte er frischen Wind in das Unternehmen.
Für Management und Großaktionäre gab es derweil noch einmal Kritik. „Das Unternehmen verliert nur Zeit und Geld. Die Probleme bleiben“, sagte Gabriel in einem weiteren Interview mit Capital. „Der ganze Konflikt ist vollständig unsinnig.“ Der Abschied von Osburg und Co kämen in einer denkbar schlechten Zeit. Ausschlaggebend für seinen Rücktritt sei das gestörte Vertrauensverhältnis zu Thyssenkrupp-CEO Miguel López. „Herr López hat in den vergangenen Wochen permanent direkt in die Stahlsparte eingegriffen, an uns vorbei, ohne uns zu informieren und den dortigen CEO von seiner Arbeit abgehalten. Er hat Zustände wie in einem Gulag herbeiführt“, sagte Gabriel. Das sei nicht seine Formulierung, „sondern von Menschen aus dem Unternehmen“.
Die Worte von Sigmar Gabriel geben einen tiefen Einblick, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen den handelnden Personen bei Thyssenkrupp ist. Die Aktie legt im frühen Handel am Montag zwar etwas zu. Dennoch notiert der MDAX-Wert weiter nur knapp oberhalb des Rekordtiefs. Anleger bleiben unverändert an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.