Die Talfahrt von Thyssenkrupp hat der Aktie einmal mehr ein neues Rekordtief beschert. Die Turbulenzen rund um die Stahlsparte nehmen kein Ende und kosten viel Vertrauen bei den Anlegern. Während die Arbeitnehmervertreter das Management weiter scharf kritisieren, zeigen sie sich einem Einstieg von Investor Daniel Křetínský offen gegenüber.
„Wenn ein Milliardär sich bei uns engagieren will, ist er willkommen“, sagte der stellvertretende IG-Metall-Chef Jürgen Kerner bereits am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Allerdings wolle man seine Idee kennen und wissen, ob er bereit sei „sich auch zu engagieren“. Wichtig sei angesichts der hohen und kaum absehbaren Kosten etwa für die Dekarbonisierung des Stahls, dass jemand einsteige, der nicht bilanzieren müsse. „Deshalb ist die Idee, dass ein Herr Křetínský einsteigt, vom Grundsatz her nicht falsch, weil der im Endeffekt sein eigenes Geld hat. Der ist niemandem rechenschaftspflichtig“, so Kerner.
Die IG Metall werde nun auch auf den Milliardär zugehen, um konkret über Pläne zu reden und etwa zu erfahren, ob der tschechische Investor auch bereit sei, mit eigenem Kapital einzusteigen. Kerner unterstrich, dass die Gewerkschaft selbst bereit sei, sich aktiv am Prozess der Verselbständigung des Stahls zu beteiligen. Man habe akzeptiert, dass sich etwas ändern müsse. „Dass wir natürlich sagen, die Konditionen der Restrukturierung, die wollen wir klären, wenn wir wissen, wieviel Geld zur Verfügung steht, das halte ich für völlig nachvollziehbar“, sagte Kerner weiter.
Křetínský hat sich zwar inzwischen mit 20 Prozent beteiligt. Doch ob seine Bedingungen für den Ausbau der Beteiligung erfüllt werden, erscheint zumindest fraglich. Zudem hat Thyssenkrupp trotz dieser eher positiven Worte von Gewerkschaftsseite noch viel Arbeit mit der IG Metall vor sich. Dies dürfte noch viel Zeit kosten, die der Konzern angesichts der Talfahrt an der Börse eigentlich nicht hat. Anleger warten ab und greifen weiter nicht ins fallende Messer.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.