Die Aktie von Thomas Cook zieht weiterhin viele Privatanleger in ihren Bann. Obwohl der Konzern tiefrote Zahlen schreibt und eine erhebliche Verwässerung der Anteile droht, greifen sie beim Zocker-Titel zu. Ebenfalls deutlich gestiegen sind zuletzt die Anleihen, die aber im Falle des Fosun-Deals wohl eher profitieren dürften.
"Das geht auf Kosten der bisherigen Aktionäre“
Denn wie es bereits der Konzernchef Peter Fankhauser nach den ersten Gesprächen mit Fosun erklärte, dürften zu den Gewinnern des Deals wohl vor allem die Mitarbeiter des Unternehmens sowie die Gläubiger zählen. Er räumte aber auch ganz klar ein: "Das geht auf Kosten der bisherigen Aktionäre."
Durch den Fosun-Deal muss das Eigenkapital des hoch verschuldeten Unternehmens von zuletzt minus (!) 1,3 Milliarden Pfund gestärkt werden. Daher wird wohl ein Großteil der 750 Millionen Pfund, die Fosun Thomas Cook zuschießen will, in Form von neu ausgegeben Aktien verrechnet werden. Allerdings darf der chinesische Konzern nicht die Mehrheit an Thomas Cook erhalten. Denn als dann "nicht-europäische" Gesellschaft droht ein Verlust begehrter Start- und Landerechte für die Airline-Töchter wie etwa Condor.
Gut möglich ist daher, dass weitere Investoren wie etwa Neset Kockar, der kürzlich mit 8,01 Prozent eingestiegen ist, mit ins Boot geholt werden sollen.
Massive Verwässerung steht bevor
Ein – rein theoretisches – Rechenbeispiel: Thomas Cook soll eine Eigenkapitalspritze von 600 Millionen Pfund erhalten, wodurch das negative Eigenkapital zumindest um die Hälfte schrumpfen würde. Bei einem – ebenfalls rein theoretischen – Ausgabekurs der neuen Aktien von 0,10 Pfund, müssten dann sechs Milliarden neue Thomas-Cook-Anteilscheine ausgegeben werden. Die Aktienanzahl von aktuell noch 1,5 Milliarden Papieren würde sich damit auf 7,5 Milliarden versechsfachen!
Sollte der angeschlagene Reiseveranstalter also in den kommenden Jahren wieder Gewinne erzielen, so werden diese dann vermutlich auf eine massiv gestiegene Anzahl an Aktien aufgeteilt, was natürlich wiederum den Wert jeder einzelnen aktuell noch ausstehenden Aktie deutlich vermindern würde!
Ein Euro für 27 Cent?
Trotz der zuletzt deutlichen Erholung des Kurses notiert etwa die bis Juni 2022 laufende Thomas-Cook-Anleihe (WKN A1895A) aktuell noch bei 27 Cent (siehe Chart unten). Gelingt es, durch den Deal mit Fosun die Pleite abzuwenden, so könnten – im best case in drei Jahren 100 Prozent der Schuldverschreibung zurückgezahlt werden. Allerdings ist der Deal mit Fosun und damit die Rettung natürlich noch längst nicht fixiert – andernfalls würde der Anleihenkurs jetzt wohl schon deutlich höher stehen. Und auch im Falle einer Geldspritze ist damit längst noch nicht sicher, ob Thomas Cook bis zum Jahre 2022 ohne weitere Geldspritzen auskommen wird! Auch die Anleihe bleibt damit eine äußerst hochriskante Wette.
DER AKTIONÄR rät weiterhin klar vom Kauf der Thomas-Cook-Aktie ab. Bei den Schuldverschreibungen ist das Chance-Risiko-Verhältnis zumindest etwas besser. Allerdings sind auch hier die Risiken nach wie vor sehr hoch. Es sollten sich daher ausnahmslos sehr mutige Anleger, die sich mit Anleihen auskennen (!), positionieren.