Aus der aktuellen Ausgabe von maydornsmeinung: Nicht nur in vielen Häusern, Wohnungen und Geschäften werden in der Vorweihnachtszeit die Fenster hübsch dekoriert, auch an der Börse putzt man sich ordentlich heraus. Stichwort „Window Dressing“, wörtlich übersetzt „Fensterdekoration“. Damit bezeichnet man Bilanzkosmetik, also Maßnahmen, die Bilanz zum Ende eines Jahres noch etwas „aufzuhübschen“. Besonders beliebt ist das Window Dressing bei Fonds, die ihren Kunden natürlich ein Portfolio ausweisen wollen, in dem sich möglichst viele Papiere von gut laufenden Aktien befinden und so wenig wie möglich Verlierer-Aktien. Und so werden regelmäßig im Dezember noch flugs ein paar Gewinnerpositionen auf- oder ausgebaut und ein paar Verliererwerte „entsorgt“.
Nachfolgend möchte ich Ihnen zwei Aktien vorstellen, die auf der Window-Dressing-Kaufliste sicherlich ziemlich weit oben stehen und eine Aktie, bei der es jetzt eher um das Liquidieren von Schieflagen geht.
1. Tesla
Mit einem Plus von sagenhaften 674 Prozent ist Tesla eine der besten Aktien in diesem Jahr überhaupt. Und natürlich hätte die jeder Fonds gerne in seinem Portfolio. Und einige Fonds haben gar keine Wahl. Denn alle Fonds, die den S&P 500 nachbilden, müssen bis zum 21. Dezember Aktien von Tesla kaufen, wenn sie dann in den Index aufgenommen wird – ob sie wollen oder nicht. Es klingt verrückt, aber trotz der wirklich astronomischen Kursgewinne in diesem Jahr wird Tesla vermutlich noch weiter zulegen. Entweder durch freiwilliges Window Dressing oder durch „aufgezwungenes“.
2. Square
Auch die Aktie des Finanzdienstleiters Square zählt in diesem Jahr zu den absoluten Outperformern. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf mittlerweile 241 Prozent. Square hat sich mit der „Cash App“ an die Spitze im bargeldlosen Zahlungsverkehr gesetzt und wird auch gern als „Amazon der Finanzbranche“ bezeichnet. Wer hätte eine solche Aktien nicht gerne in seinem Portfolio? Die Aktie von Square befindet sich nur knapp unter ihren Jahreshöchstkursen. Und von denen wird sie wohl noch ein paar aufs Parkett legen, wenn die Window-Dresser zugreifen.
3. Varta
Die Aktie von Varta ist sicherlich nicht geeignet, das Portfolio besser aussehen zu lassen, denn sie notiert rund acht Prozent schwächer als zu Jahresbeginn. Insbesondere in den ersten drei Monaten kam Varta schwer unter die Räder und fiel zeitweise auf nur noch knapp über 50 Euro. In dieser Zeit haben einige Hedgefonds größere Shortpositionen in Varta aufgebaut. Sie haben sich hierfür Aktien ausgeliehen und dann am Markt verkauft. In der Hoffnung, sie später billiger wieder zurückkaufen zu können und sie dann dem Verleiher wieder zurückzugeben. Diese Spekulation ist eher nicht aufgegangen. Die meisten Leerverkäufe wurden im Bereich 70/80 Euro durchgeführt. Das bedeutet, dass diese Positionen beim aktuellen Kurs von 110 Euro zwischen 30 und 40 Euro im Minus liegen, also gemessen am Einstandspreis um rund 50 Prozent.
Raus aus den Shorts, rein in die Aktie
Und natürlich müssen zum Jahresende auch Hedgefonds ihre Bücher offenlegen und niemand zeigt gerne Positionen mit hohen Verlusten. Es ist also gut möglich und sogar wahrscheinlich, dass der eine oder andere Hedgefond seine Shortposition in Varta noch in diesem Jahr auflöst oder zumindest verkleinert. Und die einzige Möglichkeit hierfür ist der Kauf von Aktien. Wenn nur ein oder zwei Hedgefonds ihr Portfolio um ihre Varta-Shorts bereinigen wollten, dann hätte das erhebliche Auswirkungen auf den Kurs der Varta-Aktie.
Varta eröffnet morgen das Future Battery Forum
Übrigens findet morgen (Donnerstag) das Future Battery Forum statt und Varta-CTO Rainer Hald wird dort die Opening Keynote halten. Sein Thema: „DIE BATTERIE ALS STRATEGISCHE KOMPONENTE FÜR DIE ZUKUNFT EUROPAS.“ Da wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch um Batterien für Elektroautos gehen. Man darf gespannt sein, was Varta hier zu verkünden hat – und wie die Aktie von Varta darauf reagiert.
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