Zuerst nur in China, jetzt auch in Europa und den USA: Tesla hat die Verkaufspreise seiner Fahrzeuge im Januar teils deutlich reduziert. Hohe Lagerbestände und Vorschriften für Subventionen waren einige der Gründe. Die Folgen der Aktion sind ungewiss. Überwiegt eine stärkere Nachfrage oder drücken die Rabatte zu stark auf die Marge?
Bei dieser Frage sind sich auch die Experten uneins. Wedbush-Analyst Dan Ives etwa hält die Preissenkungen für die „richtige Medizin zum richtigen Zeitpunkt“. In seiner am Freitag vorliegenden Studie erklärte der Experte, dass die Reduzierung die richtige strategische Entscheidung war, um der möglicherweise nachlassenden Nachfrage und wachsenden Konkurrenz zu begegnen. Der Konzern habe mittlerweile eine globale Größe und die nötige Flexibilität bei den Margen, um weitere Marktanteile zu gewinnen. Ives erwartet, dass die Preisnachlässe die Nachfrage 2023 um zwölf bis 14 Prozent steigern werden.
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Adam Jonas von Morgan Stanley. Tesla zeige seine Muskeln und erhöhe den Druck auf Wettbewerber, so der Analyst. Dank einer starken Bilanz, Kosten- und Technologieführerschaft sowie der Größe könne Tesla seinen Wettbewerbsvorteil festigen.
Ganz anders blickt dagegen Guggenheim-Analyst Ronald Jewsikow auf die Sache. Tesla habe sich in der Frage, ob man Volumenwachstum oder Marge opfern wolle, für die Marge entschieden. Das sei ein schwieriges Szenario für eine Aktie, die immer noch mit dem 30-fachen der Schätzungen für 2023 gehandelt wird und für die man jetzt ein durchschnittliches Wachstum von nur zehn Prozent in den nächsten drei Jahren erwartet.
Die Reaktionen der Experten zeigen: Die Auswirkungen der Rabatte sind nur schwer abzuschätzen. Tesla kann sich einen Rückgang der Marge jedoch erlauben, ohne Verluste befürchten zu müssen. Mit einer Marge von rund 17 Prozent ist Tesla einer der profitabelsten Massenautobauer.
Die Preissenkungen drückten zuletzt auf den Kurs der Tesla-Papiere. Nach den Verlusten ist die Aktie nach Ansicht des AKTIONÄR jedoch wieder einen Blick wert. Tesla muss aber nun die Kurve kriegen und die Bodenbildung erfolgreich abschließen.