Nach dem "Nein" bei einer Bürgerbefragung in Grünheide zu den Erweiterungsplänen von Tesla sieht Italien eine Chance, den US-Konzern anzusiedeln. Die Lage in Grünheide spitzte sich in der Nacht zum Donnerstag zu, als Aktivisten mit neu errichteten Baumhäusern auf dem geplanten Erweiterungsgelände für die Firma protestierten.
Italiens Wirtschaftsminister Adolfo Urso verwies am Mittwoch vor dem Industrieausschuss der Abgeordnetenkammer in Rom darauf, dass der Plan für eine großangelegte Erweiterung in Deutschland abgelehnt worden sei. "Das wird mit Sicherheit zu einer Entscheidung des Konzerns führen", sagte Urso. Man sei bereits seit mehreren Monaten mit Tesla in Gesprächen. "Wir bekommen sehr positives Feedback. Aber das ist ein Prozess, der Vorsicht erfordert."
In Grünheide hatten sich in einer Bürgerbefragung rund zwei Drittel der Bewohner gegen die Erweiterungspläne von Tesla ausgesprochen. Naturschützer und Anwohner kritisieren die Rodung von mehr als 100 Hektar Wald. Das Votum ist für die Gemeinde nicht bindend, gilt aber als wichtiger Fingerzeig. Am Mittwochabend besetzten sogar 80 Aktivisten der Initiative „Tesla stoppen“ das Waldgebiet und errichteten Baumhäuser.
Tesla will auf der angrenzenden Fläche von rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und eine Betriebs-Kita errichten. Die Erweiterung ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Tesla die Produktion auf dem bestehenden Gelände ausbauen und die geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln will.
Aus charttechnischer Sicht kämpft die Tesla-Aktie immer noch damit, die Kurslücke vom 25. Januar zwischen 193,00 und 206,77 Dollar zu schließen. Sollte dies gelingen, wäre die nächste Hürde bereits der GD50 bei 214,59 Dollar.
Eine Expansion nach Italien würde für Tesla angesichts der angestrebten Produktionssteigerung bei einer endgültigen Absage aus Grünheide auf jeden Fall Sinn machen. Allerdings müsste dort ein komplett neues Werk von Grund auf errichtet werden, was weitere 2 bis 2,5 Jahre dauern und sicherlich höhere Kosten bedeuten würde. Anleger halten vorerst die Füße still.