Tesla-Gründer Elon Musk hat bei seinem Blitzbesuch in China vor wenigen Tagen wichtige Zusagen für die Einführung der fortgeschrittenen Version des Assistenzsystems "Autopilot" erreicht. Tesla ging dafür einen Navigations- und Kartendeal mit dem chinesischen Online-Giganten Baidu ein. Die chinesischen Behörden hätten daraufhin grundsätzlich grünes Licht für den Start der neuen "Autopilot"-Version in dem Land gegeben, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Wie wichtig ist der Deal für Tesla?
"Tesla verdient mit der FSD nicht nur Geld, sondern kann mit zigtausenden weiteren Fahrzeugen und den damit gesammelten Daten die FSD kontinuierlich allgemein verbessern."
Für Tesla ist die Volksrepublik China der zweitwichtigste Absatzmarkt der Welt. Das Werk Shanghai ist die größte Tesla-Fabrik. Derzeit leidet der Konzern jedoch unter einer Flaute auf dem E-Automarkt und dem brutalen Preiswettbewerb in China. Tesla lieferte im ersten Quartal weltweit mit fast 387.000 Autos überraschend weniger Fahrzeuge aus als ein Jahr zuvor.
„Tesla verdient mit der FSD nicht nur Geld, sondern kann mit zigtausenden weiteren Fahrzeugen und den damit gesammelten Daten die FSD kontinuierlich allgemein verbessern. Im Gegensatz zu Google & Co kann Tesla damit in China Geld machen, und nicht die Konkurrenz (wie bei Google Baidu) den Vorrang lassen“, sagt Zukunftsforscher Mario Herger gegenüber dem AKTIONÄR.
Die neue "Autopilot"-Version mit der Bezeichnung "Full Self-Driving" (komplett selbstfahrend) soll unter anderem auch Ampel-Signale und Vorfahrtsregeln beachten. Tesla betont zugleich, dass die Software - entgegen ihrem Namen - das Auto bisher weiterhin nicht zu einem autonomen Fahrzeug macht und der Fahrer stets zum Eingreifen bereit sein soll.
"Wir müssen verstehen, dass sich Tesla damit langsam an ein Full Self Driving ranarbeitet, und das öffentlich mit der Hilfe der 6 Millionen Teslas auf den Straßen."
„Wir müssen verstehen, dass sich Tesla damit langsam an ein Full Self Driving ranarbeitet, und das öffentlich mit der Hilfe der 6 Millionen Teslas auf den Straßen. Die V12.3.x (aktuell V12.3.6) ist auch anders entstanden als die vorherigen Versionen (V10, V11). In den alten Versionen wurden die Verkehrsregeln etc. manuell reinprogrammiert und dann verbessert mit Fahrdaten von den Tesla-Fahrzeugen selbst. Der V12 wurden keine Regeln einprogrammiert, Tesla hat einfach Millionen von Videos und Fahrdaten von allen Teslas runtergeladen, die schlechten und mittelguten Fahrer aussortiert, und nur die Videos und Fahrdaten von den guten Fahrern verwendet“, sagt Herger über die neue Tesla-Software.
Der Kurs hatte zuletzt unter Nachfrage- und Profitabilitätssorgen gelitten, wozu immer wieder gesenkte Automobilpreise beitrugen. Der Elektroautobauer musste im ersten Quartal zwar den ersten Umsatzrückgang seit Jahren hinnehmen, doch dies überraschte die Anleger nicht mehr. Als Treiber fungierte, dass Firmenchef Elon Musk schneller als geplant günstigere Modelle auf den Markt bringen will.
Bank of America: Tesla-Kursziel 220 Dollar
Deshalb zeigte sich auch John Murphy von der Bank of America optimistisch für die Tesla-Aktie. Mit dem Quartalsbericht mache der Elektroautobauer klar Schiff, was die jüngsten negativen Kurstreiber betreffe, schrieb Analyst John Murphy in einer Studie. Das Management sei auf wichtige Bedenken der Anleger eingegangen und belebe die Wachstumsstory neu mit neuen Modellen, Investitionen in die Künstliche Intelligenz oder möglichen Lizenzvereinbarungen für Autopilot-Lösungen. Sein Kursziel lautet 220 Dollar.
Anleger und Analysten goutierten zuletzt die positiven News zur FSD-Software in China sowie News zur Produktion eines oder mehreren neuen, günstigen Stromern. Die neuen Modelle werden aber wohl eher ein Update beziehungsweise eine Weiterentwicklung der Modelle 3 und Y darstellen. Kannibalisierungseffekte mit den bestehenden Modellen sind also nicht ausgeschlossen.
Der Fokus liegt auf dem 8.August. Dann will Elon Musk das neue Robo-Taxi vorstellen. Bis dahin ist es zwingend erforderlich, dass Tesla im Bereich KI- und FSD (Full Self-Driving) weiter Ergebnisse liefert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.