Tesla hat im ersten Quartal den ersten Umsatzrückgang seit fast vier Jahren verbucht. Die Erlöse fielen im Jahresvergleich um neun Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar. Erwartet wurde von den Analysten im Vorfeld ein Umsatz von 22,15 Milliarden Dollar. Auch beim Ergebnis pro Aktie lag Tesla unter den Markterwartungen. Unter dem Strich fiel der Quartalsgewinn um 55 Prozent auf 1,13 Milliarden Dollar. Und dennoch kletterte die Aktie am Mittwoch um 12 Prozent nach oben.
Der Kurs hatte zuletzt unter Nachfrage- und Profitabilitätssorgen gelitten, wozu immer wieder gesenkte Automobilpreise beitrugen. Der Elektroautobauer musste im ersten Quartal zwar den ersten Umsatzrückgang seit Jahren hinnehmen, doch dies überraschte die Anleger nicht mehr. Als Treiber fungierte, dass Firmenchef Elon Musk schneller als geplant günstigere Modelle auf den Markt bringen will. Die stellen allerdings wohl eine Weiterentwicklung der Modelle 3 und Y dar. Das geplante 25.000-Dollar-Auto wird auf der Zeitschiene vorerst nach hinten geschoben.
Marktbeobachterin Sophie Lund-Yates vom Vermögensverwalter Hargreaves Landsdown sprach von "mutigen Entscheidungen" des Konzernlenkers Elon Musk und Botschaften, die Anleger "gerne hören". Die Ankündigungen bremsten zwar die geplanten Kostensenkungen, doch sie eröffneten die Perspektive, dass die Absätze bald wieder anziehen könnten. Die Expertin attestierte dem Autobauer einen "Must-Have-Status" bei Anlegern, mit dem sich Tesla von der Konkurrenz abhebe.
Nicht ganz so bullish wie Sophie Lund-Yates äußerten sich die Experten der UBS. „Das neue Fahrzeug wird eine Weiterentwicklung der bestehenden Model 3/Y-Plattform sein und auf bestehenden Produktionslinien in bestehenden Einrichtungen gebaut werden. Das 25.000-Dollar-Fahrzeug mit dem revolutionäreren Produktionsansatz ("unboxed") wird nach hinten geschoben“, schrieben die Experten Patrick Hummel und Joseph Spak in einer Studie. Ihr Kursziel lautet 147 Dollar.
JPMorgan hat Tesla nach Quartalszahlen sogar auf "Underweight" mit einem Kursziel von 115 Dollar belassen. Die Gewinnerwartungen am Markt und damit auch die Bewertungsmultiplikatoren könnten weiter sinken, da der Elektroautobauer noch schwächer abgeschnitten habe als schon befürchtet, schrieb Analyst Ryan Brinkman in einer Studie. Kurzfristig könnten zwar der erneuerte Fokus auf autonom fahrende Robotaxis und das Vorziehen einiger neuer Modelle zur Wachstumsstimulierung die Aktie retten. Doch auf lange Sicht sei die immer noch hohe Bewertung wohl nicht zu halten.
Weitaus optimistischer zeigte sich John Murphy von der Bank of America. Mit dem Quartalsbericht mache der Elektroautobauer klar Schiff, was die jüngsten negativen Kurstreiber betreffe, schrieb Analyst John Murphy in einer Studie. Das Management sei auf wichtige Bedenken der Anleger eingegangen und belebe die Wachstumsstory neu mit neuen Modellen, Investitionen in die Künstliche Intelligenz oder möglichen Lizenzvereinbarungen für Autopilot-Lösungen. Sein Kursziel lautet 220 Dollar.
Anleger und Analysten goutieren die positiven News zur Produktion eines oder mehreren neuen, günstigen Stromern. Die neuen Modelle werden wohl eher ein Update beziehungsweise eine Weiterentwicklung der Modelle 3 und Y darstellen. Kannibalisierungseffekte mit den bestehenden Modellen sind also nicht ausgeschlossen.
Der Fokus liegt auf dem 8.August. Dann will Elon Musk das neue Robo-Taxi vorstellen.
Bis dahin ist es zwingend erforderlich, dass Tesla im Bereich KI- und FSD (Full Self- Driving) schnellstmöglich Ergebnisse liefert. Abwarten.