Tencent hat am Mittwoch seine Q2-Zahlen veröffentlicht. Der chinesische Gaming- und Social-Media-Gigant ist zwar gewachsen, konnte damit aber keine Pluspunkte bei den Analysten sammeln. Die gesamte chinesische Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einer schwierigen Lage. Aus Peking gibt es jedoch gute News.
Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 149,2 Milliarden Yuan (20,6 Milliarden Dollar) gestiegen. Die Analysten waren im Vorfeld von 21,1 Milliarden Dollar ausgegangen. Der Nettogewinn wuchs um starke 41 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar an, die Nettomarge von 18 Prozent lag vier Prozentpunkte über dem Wert des Vergleichszeitraums. Die Experten hatten hingegen mit einem Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar gerechnet.
Deutlich über den Erwartungen lag lediglich das Geschäft mit der Online-Werbung. Hier hat Tencent im zweiten Quartal einen Erlös von 3,6 Milliarden Dollar erzielt und die Prognosen um zwölf Prozent übertroffen. Der Gaming-Bereich hat indes enttäuscht, der Umsatz von 6,3 Milliarden Dollar lag zwei Prozent unter den Schätzungen.
Die Corona-Lockdowns und eine Vielzahl von behördlichen Einschränkungen haben nicht nur Tencent in den vergangenen Jahren massiv zu schaffen gemacht. Der chinesische Aktienindex CSI 300 tritt im bisherigen Jahresverlauf auf der Stelle. Nun will China jedoch die Behörden-Vorgaben lockern, um den Markt zu entlasten.
So könnte erstmals seit der Finanzkrise 2008 die sogenannte Stempelsteuer (0,1 Prozent des Handelswerts) auf gehandelte Aktien gesenkt werden. Aufseher im Finanzministerium in Peking diskutieren derzeit einen entsprechenden Gesetzesentwurf.
Tencent ist im zweiten Quartal gewachsen, hat jedoch die Markterwartungen verfehlt. China diskutiert derweil eine Reduktion der Repressalien, welche das Wirtschaftswachstum belasten. Wird der Entwurf durchgesetzt, dürften Unternehmen wie Tencent davon profitieren. Bis dahin besteht für Anleger kein konkreter Handlungsbedarf. Die Aktie ist zwar keine laufende AKTIONÄR-Empfehlung, für bereits investierte Anleger drängt sich ein Verkauf derzeit allerdings nicht auf.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.