Der Mobilfunkanbieter Telefónica Deutschland steht offenbar kurz vor dem Abschluss einer weiteren Auslagerung von Funkmasten an eine andere Tochter der spanischen Mutter. Beim jetzt geplanten Verkauf könnten etwa 10 000 Masten mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro bewertet werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Käufer wäre dann der Infrastrukturspezialist Telxius, der vom spanischen Telekomkonzern Telefónica kontrolliert und unter anderem vom Finanzinvestor KKR unterstützt wird. Die Transaktion wird bereits seit längerem erwartet. Auch der Kaufpreis dürfte den Markt nicht überraschen, nachdem dieser bereits im April in einem Bericht der spanischen Zeitung Expansion genannt worden war.
Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas hatte bei der Hauptversammlung im Mai gesagt: „Ich bin zuversichtlich, in den nächsten Wochen zu einer finalen Entscheidung in der sehr komplexen Transaktion zu kommen.“ Das MDAX-Unternehmen hatte die Prüfung des Verkaufs im September angekündigt. Dabei geht es um einen großen Teil der fast 19.000 Dachstandorte und der dort montierten sogenannten passiven Infrastruktur – die Sendeanlagen selbst sind davon nicht betroffen. Dem Bloomberg-Bericht zufolge könnte die Transaktion in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden. Das Unternehmen selbst wollte dies nicht kommentieren.
Der deutsche Mobilfunkanbieter, dessen Anteile zu 70 Prozent bei Telefónica liegen, hatte bereits vor vier Jahren 2350 freistehende Mobilfunkmasten an Telxius abgegeben und damit knapp 590 Millionen Euro erlöst. Telxius will in Europa zu einem führenden Anbieter von Funk- und Sendemasten werden. Das Unternehmen gehört zur Hälfte Telefónica. Der Finanzinvestor KKR hält 40 Prozent und der Modezar Amancio Ortega die restlichen zehn Prozent.
Der Verkauf von Sendemasten hilft Telekomkonzernen dabei, ihre Bilanzen zu entlasten und Geld für Investitionen in das neue schnelle 5G-Mobilfunknetz einzusammeln. Funktürme und Mobilfunkstandorte gelten als attraktives Investment für Investoren wie zum Beispiel Versicherer oder Finanzinvestoren, die an einer stabilen Rendite aus den Standortmieten interessiert sind. Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone will seine europäische Funkturmsparte 2021 an die Börse bringen. Die Deutsche Telekom hatte ihre Funktürme schon vor Jahren in eine eigene Gesellschaft ausgelagert, ist aber noch alleinige Besitzerin.
DER AKTIONÄR hat bereits im vergangenen Jahr die Telekom aufgefordert, eine Abspaltung zu prüfen. Eine Realisierung der verborgenen Werte schloss der Konzern daraufhin auch nicht aus. Die Telekom drückt ein hoher Schuldenberg von 77,4 Milliarden Euro. Zudem will der Konzern weitere Anteile an der Tochter T-Mobile US erwerben. Da könnte ein Verkauf der Funktürme für frisches Kapital sorgen. Die Aktie bleibt auf der Kaufliste.
Telefónica Deutschland dagegen steht weiter unter dem Druck der spanischen Mutter. Anleger sollten hier an der Seitenlinie bleiben.
Mit Material von dpa-AFX
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