Ungeachtet der Krise verbucht das Schifffahrtsunternehmen Tallink Group weiterhin positive Wachstumsraten. An der Mehrheit der Anleger geht diese hervorragende Entwicklung des an der Börse mit knapp 250 Millionen Euro bewerteten Konzerns allerdings völlig vorbei.
Es dürfte nicht viele Unternehmen geben, die trotz der anhaltenden Krise weiter wachsen – die Tallink Group zählt dazu. Der estnische Schifffahrtskonzern konnte seine Passagierzahlen im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 (31.08.) um 12,4 Prozent auf 1,83 Millionen steigern. Das stärkste Wachstum verbuchte Tallink auf der Route Lettland-Schweden mit 44 Prozent auf 115.879 Passagiere. Mit der wichtigsten Verbindung Estland-Finnland verzeichnete Tallink ein Plus von 14 Prozent auf 824.759 Fahrgäste, die Strecke Finnland-Schweden nutzen 672.573 Passagiere (elf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum). Auf den Routen Estland-Schweden wurde immerhin noch ein Zuwachs von 2,5 Prozent auf 195.599 Fahrgäste erzielt.
Break-Even geglückt?
Gespannt darf nun auf das Quartalsergebnis des Konzerns am 15. Juli gewartet werden. Während Tallink bei den Passagierzahlen weiterhin Zuwächse erzielt, dürfte das abnehmende Frachtgeschäft das Ergebnis erneut belasten. In den ersten sechs Monaten verbuchte Tallink daher einen Verlust von sieben Millionen Euro. Der Umsatz konnte mit einem leichten Rückgang von 0,2 Prozent nahezu konstant gehalten werden. Nach zwei defizitären Quartalen (wobei im zweiten Quartal von Anfang Dezember bis Ende Februar wegen des Winters stets rote Zahlen geschrieben werden) hoffen einige Experten auf eine Rückkehr in die Gewinnzone.
Mutige Anleger steigen ein
Trotz der schwierigen Phase, die Tallink nun bewältigen muss, ist der Kurseinbruch der Aktie in den vergangenen Monaten übertreiben. Tallinks Börsenwert notiert mit aktuell knapp 250 Millionen Euro mehr als 50 Prozent unter dem ausgewiesenen Eigenkapital von fast 600 Millionen Euro. Dabei stehen die Chancen für eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen spätestens in dem im September beginnenden Fiskaljahr 2009/10 gut. Stabilisiert sich die konjunkturelle Lage in den baltischen Staaten wieder, so könnte das Unternehmen auch wieder zur alten Ertragsstärke aus dem Jahr 2006 zurückkehren, als einen Nettogewinn von 94,9 Millionen Euro erzielt worden war. Damit würde das KGV auf ganze 2 sinken. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den baltischen Staaten, Tallinks relativ hoher Verschuldung und der geringen Handelsumsätze der Aktie an deutschen Börsen sollten allerdings nur risikobereite Investoren mit einem langen Atem einsteigen.