Gestern platzte die Bombe: Die Venture-Capital-Bank Silicon Valley Bank (SVB) geriet in Schieflage. Der Konzern wollte nach einem Notverkauf von Wertpapieren eine Kapitalerhöhung durchführen. Doch diese ist nach Angaben des Sender CNBC geplatzt. Zu stark waren die Kursverluste bei dem Papier. Jetzt soll die Bank verkauft werden.
SVB Financial, Muttergesellschaft der Silicon Valley Bank, führt Gespräche über einen Verkauf, wie David Faber von CNBC erfuhr. Versuche der Bank, Kapital zu beschaffen, seien gescheitert, so die Quellen, und die Bank habe Berater beauftragt, einen möglichen Verkauf zu prüfen.
Große Finanzinstitute prüfen einen möglichen Kauf der SVB. Der Abfluss von Einlagen übersteigt jedoch bisher den Verkaufsprozess, so dass eine realistische Bewertung der Bank durch potenzielle Käufer sehr schwierig ist, so die Quellen gegenüber Faber. Die Aktien der Bank fielen am Donnerstag um 60 Prozent, nachdem die SVB am Mittwochabend einen Plan für eine Kapitalerhöhung von mehr als zwei Milliarden Dollar angekündigt hatte. Im vorbörslichen Handel am Freitag fielen die Aktien um weitere 60 Prozent, bevor der Handel wegen ausstehender Nachrichten unterbrochen wurde.
Steigende Zinssätze, die Angst vor einer Rezession und eine Verlangsamung des Marktes für Börsengänge haben es für Unternehmen in der Frühphase schwieriger gemacht, mehr Geld aufzubringen. Dies hat die Unternehmen offenbar dazu veranlasst, ihre Einlagen bei Banken wie der SVB in Anspruch zu nehmen. Ebenfalls am Mittwoch gab die SVB bekannt, dass sie Wertpapiere im Wert von 21 Mrd. USD verkauft hat, um Barmittel zu beschaffen und ihre Bilanz auf Vermögenswerte mit kürzerer Laufzeit umzuschichten, die weniger anfällig für steigende Zinsen sind. Die SVB schätzt, dass sie bei diesem Verkauf einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar erlitten hat.
Analysten der Wall Street erklärten am Donnerstag und Freitag, es sei unwahrscheinlich, dass die Probleme der SVB auf das gesamte Bankensystem übergreifen würden. Morgan Stanley erklärte in einer Kundenmitteilung, dass die Probleme der SVB „sehr idiosynkratisch“ („spezifisch“ Anm. d. Red.) seien.
Die SBV ist zwar eine der Top 20 Banken in den USA, allerdings scheinen ihre Probleme tatsächlich hausgemacht zu sein. Allerdings ist es keinesfalls so, dass der US-Bankensektor keine Probleme hat. Seit dem ersten Quartal 2022 haben die US-Banken Abflüsse von Einlagen in Höhe von 700 Milliarden Dollar (rund 4 Prozent der Einlagen) zu verzeichnen. Die SVB hatte bereits im dritten und vierten Quartal mit Abflüssen zu kämpfen. Panik ist sicherlich mit Blick auf den US-Bankensektor nicht angebracht. Doch Anleger sollten ein genaues Auge darauf haben, ob noch andere Banken Probleme bekommen. Das Umfeld höherer Zinsen ist nicht nur positiv für Banken. Die Kreditausfallrisiken steigen.