Der weltgrößte Musikstreaming-Dienst geht an die Börse. Wohl bereits Ende März sollen Spotify-Aktien an der New Yorker Börse gehandelt werden - im Rahmen eines Experiments. Mitmachen oder besser Finger weg?
Spotify hatte es vor Monaten angedacht, nun soll es Realität werden. Die Aktien des schwedischen Tech-Konzerns sollen an die Börse gebracht werden. Dabei wählt Spotify den eher ungewöhnlichen Weg einer kostengünstigen Direktplatzierung. Die Aktien-Emission erfolgt nicht wie sonst üblich über ein Zeichnungsverfahren bei beauftragten Banken.
Experiment Direktplatzierung
Das Börsen-Debüt bringt den Schweden damit kein frisches Geld, stattdessen werden bestehende Anteile in Aktien umgewandelt. Damit ist zunächst auch unklar, welchen Börsenwert der Streaming-Konkurrent von Apple Music und Google, Amazon und Pandora haben dürfte. Basierend auf der jüngsten Finanzierungsrunde dürfte Spotify mit 19 bis 20 Milliarden Dollar bewertet werden.
Bei einer Direktplatzierung sind die bestehenden Haupteigner - Firmenchef Daniel Ek hält 23,8 Prozent, Mitgründer Martin Lorentzon 12,4 Prozent und Sony Music 5,4 Prozent - nicht an eine Haltefrist gebunden, die sie davon abhält, gleich zum Börsengang ihre Anteile zu verkaufen. Dies könnte nach Einschätzung von Beobachtern zu starken Kursschwankungen führen. Bei bisherigen außerbörslichen Privat-Geschäften seien Spotify-Anteile zuletzt zu Preisen zwischen 90 und 132,50 Dollar gehandelt worden, schreibt die Süddeutsche. Der künftige Börsenkurs könne jedoch massiv von diesen Kursen abweichen, warnte Spotify.
Die Finanzinstitute blicken mit Sorgenfalten auf den Börsengang. Falls das Experiment gelingt, könnten Banken bei künftigen Börsengängen nämlich außen vor bleiben. Wann genau Spotify an die NYSE geht, ist derzeit noch unklar, der Börsengang könnte aber noch im März erfolgen.
Milliarden-Verlust
Bisher hat das vor zwölf Jahren gegründete Unternehmen noch nie schwarze Zahlen geschrieben. Im Rahmen des eingereichten IPO-Antrags bei der US-Börsenaufsicht SEC gab Spotify nun erstmals einen Einblick in seine Geschäftszahlen. Demnach weitete sich der Verlust im vergangenen Jahr vor allem wegen Kosten im Zusammenhang mit einer Milliarden-Anleihe um mehr als das Doppelte auf 1,235 Milliarden Euro aus. Der Umsatz legte um 39 Prozent auf 4,09 Milliarden Euro zu. Rund 71 Millionen zahlende Abonnenten zählte das Unternehmen zuletzt.
Angesichts des recht unsicheren Geschäftsmodells, der in den Sternen stehenden Profitabilität sowie der starken Konkurrenz im Streaming-Markt dürfte ein Erfolg des Börsengangs unsicher sein. Auch für das Milliarden-Startup Snap (mit dem Fotodienst Snapchat) ist an der Börse mittlerweile Ernüchterung eingetreten: Der euphorisch gestartete Kurs ist auf den Startpreis zurückgefallen. Tipp: Interessierte Börsianer sollten zunächst von der Seitenlinie aus zuschauen, wie sich der Spotify-Kurs entwickelt.