Gezielte Übernahmen und deren erfolgreiche Integration sowie ein wachsendes Orderbuch sorgen bei Datagroup für Fantasie. Ziehen die Margen wie erwartet an, dürfte die Aktie des IT-Dienstleisters bald wieder durchstarten.
Der Markt für IT-Services verändert sich mit großer Geschwindigkeit. Bei der Umsetzung von Digitalisierungskonzepten oder der Einführung von Technologien wie Cloud, App-Entwicklung oder Big Data greifen die Unternehmen aus allen Branchen auf die Hilfe von Profis zurück.
Kein Wunder also, dass der Datagroup-Nachrichtenticker nicht stillsteht: Vor Kurzem haben die Schwaben sogar den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte vermeldet. Der IT-Dienstleister übernimmt für die nächsten zehn Jahre die Bereitstellung und den Betrieb der gesamten IT-Infrastruktur der NRW.Bank. Das Volumen liegt im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. „Das Unternehmen hat ein sehr gutes operatives Momentum. Der neue Auftrag der NRW.Bank unterstreicht dies eindrucksvoll, zeigt aber auch, dass die Unternehmensaufstellung mit den Corbox-Services von Kunden wertgeschätzt und nachgefragt wird“, sagt Andreas Wolf von Warburg Research.
Mit der sogenannten Cloud Enabling Platform Corbox bietet Datagroup den Kunden eine modulare Komplettlösung für das IT-Outsourcing. Die Kunden wählen aus zwölf kombinierbaren Kern-IT-Services die aus, die ihr Geschäft optimal unterstützen, und erhalten alle IT-Outsourcing-Leistungen aus einer Hand. Vom Hotline-Service über Dienstleistungen rund um SAP bis hin zum Rechenzentrumsbetrieb und Sicherheitsthemen ist alles dabei. „Damit werden die wesentlichen IT-Aufgaben in mittelständischen Unternehmen abgedeckt“, so Wolf.
Datagroup-Vorstand Max H.-H. Schaber sieht viele Vorteile: „Unsere Kunden sehen natürlich die Vorzüge der ‚Cloud‘ und erhoffen sich davon mehr Flexibilität und eine höhere Agilität in der Umsetzung der IT-Projekte. Es entstehen zunehmend hybride Cloud-Lösungen, bei denen verschiedene Elemente vereint werden – beispielsweise Infrastruktur und Softwarelösungen verschiedener Anbieter aus der Cloud. Wir gehen davon aus, dass der Bedarf für unsere Serviceleistungen weiter ansteigen wird.“
Die anziehende Dynamik im Corbox-Geschäft zeigt, was im Bereich der Cloud- und Outsourcing-Dienstleistungen möglich ist: Mit rund 20 neuen Corbox-Kunden pro Jahr und einem durchschnittlichen Auftragswert von etwa 0,8 Millionen Euro ist das organische Wachstum recht gut prognostizierbar. „Neben dem Cross- und Up-Selling beschleunigt die Erschließung neuer vielversprechender Bereiche dieses Wachstum“, ergänzt Wolf. Der Newsflow dürfte positiv bleiben: „Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Wochen mit weiteren Erfolgsmeldungen zu neuen Kundenverträgen aufwarten können", so Vorstand Schaber. „Dies wird unser organisches Wachstum in den kommenden Jahren positiv beeinflussen.“
Auch in Zukunft dürfte die Automatisierung der größte Treiber für die Entwicklung der Ertragskraft der Datagroup sein. „Der Automatisierungsgrad bei IT-Dienstleistungen ist heute noch sehr gering, wir gehen aber davon aus, dass wir in naher Zukunft beispielweise Sprachroboter im Service-Desk für einfache, häufig wiederkehrende Aufgaben einsetzen können – so lässt sich beispielsweise die Rücksetzung von Passwörtern effizienter und sicherer abbilden. Softwareroboter können ebenfalls für wiederkehrende Eingabeaufgaben programmiert werden und damit unsere Mitarbeiter entlasten, die so mehr Zeit für komplexere Aufgabenstellungen bekommen. So können wir nachhaltig die Wertschöpfung erhöhen“, so der Firmenlenker. Da passt die Almato-Übernahme aus dem Vorjahr ins Bild: „Almato programmiert und implementiert vereinfacht gesprochen diese Softwareroboter“, erklärt Schaber. „Wir sehen eine große Nachfrage bei unseren Kunden – und beginnen gerade auch, im eigenen Haus Roboter einzusetzen.“
Neben dem organischen Wachstum liefern die akquirierten Unternehmen einen wesentlichen Anteil am erfolgreichen Wachstumskurs. „Wir sind mit allen getätigten Akquisitionen sehr zufrieden“, stimmt Schaber zu. „Die Hansekom, die wir als Restrukturierungsfall von Siemens und der Hamburger Hochbahn gekauft haben, konnten wir bereits innerhalb eines Jahres in eine nachhaltige Profitabilität führen. Mit der räumlichen Zusammenführung am neuen Standort unserer Hamburger Einheit im August dieses Jahres wird die Integration abgeschlossen sein. Die IKB Data, die nun unter Datagroup Financial IT Services firmiert, entwickelt sich ebenfalls sehr gut.“ Akquisitionen tragen außerdem dazu bei, neue Kundengruppen zu gewinnen. „Die Übernahme von IKB Data beispielsweise hat die Wahrnehmung der Kunden im stark regulierten Bankensektor geweckt und generiert zusätzliches Geschäft“, stimmt Analyst Wolf zu. Dies wurde durch den Auftrag der NRW.Bank noch einmal unterstrichen.
Schaber und Co verstehen ihr Handwerk: Seit dem Börsengang im Jahr 2006 hat Datagroup 21 Akquisitionen getätigt. Mit einer Ausnahme waren alle erfolgreich. Das unterstreicht die Integrationskompetenz von Datagroup und sorgt für Aufmerksamkeit in der Branche. Vor diesem Hintergrund sind weitere Zukäufe absehbar. „Wir versuchen, uns die Rosinen herauszupicken, also gute Unternehmen zu finden, die in ihrem Serviceangebot und ihrer Kundenstruktur sehr komplementär zur Datagroup sind – idealerweise zu einer angemessenen Bewertung“, so Schaber.
Mit Erfolg: Kurz vor Ende des laufenden Geschäftsjahres 2017/18 hat der Vorstand daher den Ausblick angepasst und rechnet nun mit einem Umsatz von 269 Millionen Euro (Vorjahr: 223,1 Millionen Euro). Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird mit mehr als 34 Millionen Euro deutlich über den ursprünglich prognostizierten 30 Millionen Euro (Vorjahr: 27,0 Millionen Euro) liegen.
Der dynamische Wandel im Markt für IT-Services bietet Dienstleistern große Wachstumschancen. Bei Datagroup stimmt die Mischung aus organischem Wachstum und Übernahmen. Die Gesellschaft verzeichnet gute Auftragseingänge und kann auch mit den bestehenden Kunden punkten. Mittelfristig will die Gesellschaft den Umsatz auf 500 Millionen Euro steigern – rund 350 Millionen davon entfallen auf organisches Wachstum, den Rest sollen Zukäufe beisteuern. Dank weiter anziehender Margen dürfte die Aktie ihre jüngste Verschnaufpause beendet haben und nun zunächst wieder Kurs auf das Allzeithoch bei 47,20 Euro nehmen. Mittelfristig ist noch mehr drin, das dürften auch die kommenden Analystenstudien belegen.