Warren Buffett sieht keinen Grund für Schwarzmalerei und prophezeit den USA eine rosige Zukunft. Das amerikanische Wirtschaftswunder stehe noch ganz am Anfang – hohe Wachstumsraten seien dafür nicht notwendig. Sorge bereitet ihm allerdings die Ungleichheit im Land.
„Ich habe gute Nachrichten. Erstens werden die meisten amerikanischen Kinder ein besseres Leben haben als ihre Eltern. Und zweitens werden noch viele kommende Generationen in Amerika große Verbesserungen ihres Lebensstandards erfahren.“ Mit diesen Worten beginnt Buffett einen Gastbeitrag für das Magazin TIME.
Warum zwei Prozent Wachstum genügen
Während ihm die meisten vor ein paar Jahren noch zugestimmt hätten, blickten viele seiner Mitbürger heute pessimistisch in die Zukunft. Politiker, Wirtschaftsbosse und die Presse würden der Bevölkerung erklären, dass die Wirtschaft stottere – der Beweis sei ein Wirtschaftswachstum von „nur“ zwei Prozent. Mit einer einfachen Rechnung will Buffett belegen, dass auch kein exorbitantes Wirtschaftswachstum nötig ist, um den Wohlstand zu steigern:
Bei einem jährlichen Bevölkerungszuwachs von 0,8 Prozent und einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent würde das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf jährlich um 1,2 Prozent wachsen. Was zunächst wenig beeindruckend klingt, ließe das Pro-Kopf-BIP innerhalb von 25 Jahren von aktuell 59.000 Dollar auf 79.000 Dollar ansteigen. „Dieser Anstieg um 20.000 Dollar garantiert unseren Kindern ein deutlich besseres Leben.“
In den USA seien solche Steigerungen nichts Außergewöhnliches, so der 87-Jährige. Man müsse sich nur ansehen, was sich seit seiner Geburt im Jahr 1930 alles getan hat: Jeder Mittelklasse-Familie würden heute Möglichkeiten offenstehen, die in den 1930er Jahren nicht einmal die milliardenschwere Rockefeller-Familie gehabt hätte – angefangen von Reisen über Unterhaltung und Bildung bis hin zur Medizin.
Ungleichheit als drängendes Problem
In seinem Essay räumt Buffett jedoch ein, dass nicht alle Amerikaner gleichermaßen von diesem Aufschwung profitiert haben. Alleine seit 1982 sei das Vermögen der laut Forbes-Liste 400 Reichsten von 93 Milliarden auf 2,7 Billionen Dollar um das 29-Fache gestiegen, während Millionen hart arbeitender Bürger kaum Verbesserungen spürten.
Das Marktsystem, in dem Spezialisierung Trumpf sei, habe viele hoffnungslos zurückgelassen. Eine reiche Familie kümmere sich jedoch um alle Kinder, nicht nur um die mit gefragten Talenten, so Buffett. Auch hier übt er sich in Optimismus: „In den Jahren des Wachstums, die noch vor uns liegen, können in den USA viele reich werden und alle ein gutes Leben führen. Mit weniger dürfen wir uns nicht zufriedengeben.“
Berkshire Hathaway profitiert
Von dem breiten, langanhaltenden Wirtschaftsaufschwung profitiert auch Buffett selbst über seine Investment-Gesellschaft Berkshire Hathaway, die an rund 90 überwiegend US-amerikanischen Unternehmen der verschiedensten Branchen beteiligt ist. Neben zahlreichen hundertprozentigen Tochterunternehmen sind in seinem Aktienportfolio aktuell Wells Fargo, Kraft Heinz, Apple, Bank of America und Coca-Cola die fünf größten Positionen. Zudem gilt die Holding als einer der großen Profiteuer der US-Steuerreform. Für langfristig orientierte, konservative Anleger bleibt die Berkshire-B-Aktie ein gutes Investment.