Es hatte sich angedeutet, seit heute ist es fix: Die Bundesregierung gibt Siemens Energy eine Bürgschaft in Höhe von 7,5 Milliarden Euro. Sie ist Teil von benötigten Garantielinien über insgesamt 15 Milliarden Euro, die unter anderem mit Privatbanken vereinbart wurden, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte.
Diesem Deal waren wochenlange Verhandlungen vorausgegangen. Im Einzelnen gewähren demnach private Banken Siemens Energy Garantielinien von insgesamt zwölf Milliarden Euro, die teilweise durch die Bürgschaft des Bundes abgesichert werden. Weitere drei Milliarden Euro soll sich das Unternehmen in Verhandlungen mit anderen Beteiligten sichern. Der Bund wird die Bürgschaft nur eingehen, wenn auch die anderen Beteiligten ihre Beiträge erbringen. Ausgenommen davon sind die noch anstehenden Verhandlungen von Siemens Energy über die oben genannten drei Milliarden Euro, diese sind nach Angaben des Ministeriums keine Voraussetzung für die Bürgschaft.
Weitere rund zwei Milliarden Euro soll Siemens Energy durch den Verkauf von Anteilen an einem Gemeinschaftsunternehmen mit Siemens erhalten. Dabei könnte es sich früheren Berichten zufolge um Siemens Indien handeln. Siemens ist die frühere Mutter von Siemens Energy. Der Konzern hatte 2020 sein Kraftwerksgeschäft ausgegliedert und als Siemens Energy die Börse gebracht.
Ende Oktober war bekannt geworden, dass Siemens Energy mit dem Bund über staatliche Garantien spricht. Solche Garantien sind bei langfristigen Geschäften nicht ungewöhnlich, sie sichern beispielsweise Anzahlungen der Kunden ab.
Siemens Energy leidet unter Schwierigkeiten bei seiner Windkrafttochter Siemens Gamesa, die immer wieder für Probleme und Milliardenverluste sorgt. Andere Geschäftsbereiche wie konventionelle Kraftwerkstechnik oder Stromübertragung laufen zwar solide, konnten die Belastungen aus der Windkraft aber zuletzt nicht ausgleichen. Am morgigen Mittwoch wird Siemens Energy Zahlen für sein Ende September abgelaufenes Geschäftsjahr vorlegen. Experten gehen davon aus, dass der Konzern dann tiefrote Zahlen veröffentlichen wird.
DER AKTIONÄR hält an seiner Einschätzung fest: Aktuell besteht bei Siemens Energy kein Handlungsbedarf. Für die weitere Kursentwicklung wichtig werden die morgigen Zahlen sowie dem anstehenden Kapitalmarkttag am 21. November. Dabei hoffen die Marktteilnehmer im Idealfall auf konkrete Lösungsvorschläge des Vorstands für die latenten Probleme, die allein durch die Staatsbürgschaft noch längst nicht gelöst sind.
Mit Material von dpa-AFX