Der Payment-Spezialist Square sorgt am Donnerstag mit einer eher ungewöhnlichen Übernahme für Schlagzeilen: Das Fintech-Unternehmen hat sich eine Mehrheitsbeteiligung am Musikstreaming-Dienst Tidal gesichert. Obwohl CEO Jack Dorsey die Idee hinter dem Zukauf via Twitter erklärt, reagieren die Aktionäre zunächst skeptisch.
Square übernimmt die Mehrheit der Tidal-Anteile für 297 Millionen Dollar in bar und eigenen Aktien von Rap-Star Jay-Z, der im Gegenzug in den Verwaltungsrat des Payment-Konzerns einzieht. Die anderen an Tidal beteiligten Künstler sollen ihre Anteile behalten, hieß es. Bereits Ende des zweiten Quartals 2021 soll der Deal abgeschlossen sein.
Übernahme mit Erklärungsbedarf
Als Bezahldienstleister, der bislang vor allem Händler mit Hard- und Software für die die Zahlungsabwicklung versorgt und die Finanz-App „Cash“ für Privatkunden betreibt, erschließt sich der Sinn der Übernahme einer Musikstreaming-Plattform nicht auf den ersten Blick. Dessen ist sich auch CEO und Gründer Jack Dorsey bewusst und hat sich in mehreren Tweets dazu geäußert.
Square is acquiring a majority ownership stake in TIDAL through a new joint venture, with the original artists becoming the second largest group of shareholders, and JAY-Z joining the Square board. Why would a music streaming company and a financial services company join forces?!
— jack (@jack) March 4, 2021
Square habe ein Ökosystem für Händler und Privatpersonen geschaffen und wolle dies nun ebenfalls für Künstlerinnen und Künstler tun. Dabei gehe es einerseits um neue Wege, wie Musiker mit ihrer Arbeit Geld verdienen könnten. Andererseits werde man an ganz neuen Hörerlebnissen arbeiten, um die Fans näher zusammenbringen, so Dorsey.
Darüber hinaus werde Musikproduzent, Gründer und Manager Jay-Z in seiner künftigen Rolle als Verwaltungsrat das gesamte Unternehmen, einschließlich dem Händler-Geschäft und der „Cash“-App voranbringen, heißt es in einem gemeinsamen Statement. Nennenswerte Effekte auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung von Square erwartet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr allerdings nicht.
Die Anleger sind skeptisch
Zwar hatte es in der Vergangenheit bereits Spekulationen über Gespräche zwischen Dorsey und Jay-Z sowie über eine mögliche Übernahme von Tidal gegeben (DER AKTIONÄR berichtete). Die Anleger reagieren nun aber dennoch skeptisch auf deren Bestätigung. Im ohnehin schwachen Gesamtmarkt für Tech-Titel verliert die Aktie am Donnerstag im US-Handel mehr als vier Prozent.
Zugegeben: Auf den ersten Blick erscheint das Joint-Venture aus Fintech-Unternehmen und Streaming-Dienst abenteuerlich. Es könnte aber der erste Schritt von Square hin zu einer diversifizierten Beteiligungsgesellschaft sein.
Zudem hat CEO Jack Dorsey auch in der Vergangenheit immer wieder unkonventionelle Wege gewählt und dabei meist einen richtigen Riecher bewiesen – etwa mit der Gründung von Square als zweitem Standbein neben Twitter oder der Entscheidung, die „Cash“-App für den Handel mit Bitcoin zu öffnen.
Für den AKTIONÄR bleibt Square einer der Favoriten in der Payment-Branche. Investierte Anleger sollten daher Ruhe bewahren und dabeibleiben. Für mutige Neueinsteiger kann sich bei einer Bodenbildung sogar eine Chance zum vergünstigten Einstieg bieten.
Mit Material von dpa-AFX.