Neben Borussia Dortmund wird es ab diesem Sommer einen zweiten börsennotierten Fußballverein geben: Die SpVgg Unterhaching wagt den Gang an die Börse. DER AKTIONÄR sprach deshalb mit dem Präsidenten des Drittligisten, Manfred Schwabl, über die Perspektiven für den Club und die Pläne mit den IPO-Erlösen.
Sehr geehrter Herr Schwabl, was stimmt Sie nach der Berg- und Talfahrt 2018/19 zuversichtlich, dass die Spielvereinigung in der kommenden Saison besser abschneiden wird?
Wir haben viel aus der vergangenen Saison gelernt. Positiv war, dass wir in der Hinrunde um die Aufstiegsplätze mitspielen konnten. In Rückrunde hatten wir dann schon ein in dieser Dimension nichtvorhersehbares Verletzungspech und haben es in der Winterpause versäumt, einen Stürmer zu holen. Das kreide ich mir persönlich an, da habe ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört. Die Saison hat aber auch gezeigt, dass wir in dieser schwierigen Phasen zusammengehalten und Ruhe bewahrt haben. Zudem haben wir in der jetzigen Transferphase den Kader optimiert. Ich freue mich schon auf die neue Saison!
Für die Anleger würde Unterhaching vor allem dann interessant werden, sollte der Aufstieg in die 2. Liga gelingen. Wann wollen Sie dort mitspielen?
Der Aufstieg würde für uns finanziell nicht nur eine neue Liga, sondern eine neue Dimension bedeuten. Während der sportliche Abstand zwischen 2. und 3. Liga eher klein ist, klafft finanziell eine riesige Lücke. Wir wollen in den kommenden zwei bis drei Jahren aufsteigen. Wir werden aber trotz des Börsengangs auf dem Boden bleiben und nichts Verrücktes machen. In der kommenden Saison wollen wir uns in der oberen Tabellenhälfte stabilisieren und anschließend den Aufstieg anpeilen.
In welchen Bereichen würden es im Aufstiegsfall die größten finanziellen Sprünge geben?
Allein die TV-Einnahmen würden sich voraussichtlich von aktuell einer Million Euro auf rund 10 Millionen Euro verzehnfachen. Aber auch die Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen könnten wir mehr als verdoppeln.
In welchen Bereichen sehen Sie – im Falle eines weiteren Verbleibs in der 3. Liga in den kommenden Jahren – noch Wachstumspotenzial für den Verein?
In jedem Fall beim Sponsoring. Da sind wir auch schon dran und arbeiten seit Mai 2018 mit Lagardère Sports, dem größten Fußballvermarkter in Deutschland, zusammen. Seitdem wurde bereits Einiges bewegt. Auch bei den Zuschauereinnahmen sehe ich Potenzial. Grundsätzlich ist es auch in der 3. Liga möglich profitabel zu sein. Aber nur mit Transfererlösen. Dank unserer, vom DFB ausgezeichneten Nachwuchsförderung, haben wir als Verein 2017/18 mit Gewinn abgeschlossen. Doch um das Ziel Aufstieg zu erreichen, sollen Top-Talente länger gehalten und der Kader gezielt verstärkt werden – und genau das ermöglicht uns der Börsengang.
In der vergangenen Saison gelang nach starker Hinrunde im Zuge der Verletzungsmisere erst am vorletzten Spieltag der Klassenerhalt. Was würde bei einem worst case, also dem Abstieg in die Regionalliga, geschehen?
Das hätte einschneidende Auswirkungen auf den gesamten Club und sicher auch auf unsere Aktie. Ich will das auch gar nicht beschönigen. Risiken gehören im Sport, der Wirtschaft und an der Börse aber nun mal dazu.
Was haben Sie mit dem Emissionserlös vor?
Mit den 11 Millionen Euro – davon haben wir bereits 4 Millionen Euro in einer ersten Finanzierungsrunde eingenommen – und den laufenden Einnahmen sichern wir den Etat für die kommenden drei Spielzeiten. Wir wären schuldenfrei, könnten weiter in unser Nachwuchsleistungszentrum und das Stadion investieren sowie den Profi-Kader gezielt weiterentwickeln. Nachdem wir in den vergangenen Jahren eher von Saison zu Saison gelebt haben, werden wir mit dieser Planungssicherheit sicherlich viel Positives bewegen können.
Sie selbst werden nach dem IPO 16,6 Prozent der Aktien halten. Soll dies auch in Zukunft so hoch bleiben?
Ich verkaufe keine einzige Aktie. Warum auch? Ich bin mit Herzblut dabei und wir haben hier in den vergangenen Jahren etwas Solides aufgebaut. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Aktie nicht nur Liebhaberei ist, sondern man mit ihr mittelfristig auch Geld verdienen kann.
Als (leidgeprüfter) 1860-Fan hoffe ich persönlich noch in diesem Sommer beispielsweise auf einen Transfer von BVB-Spieler Julian Weigl, der 1860 als Ausbildungsverein zumindest einen kleinen Prozentsatz der Ablöse bringen würde. Gibt es aktuell den ein oder anderen Ex-Hachinger, der dem Verein einen ungeplanten Geldsegen bescheren könnte?
Wir haben im vergangenen Jahr etwa U17-Nationalspieler Karim Adeyemi für eine Rekordsumme in der 3. Liga an RB Salzburg abgegeben. Der Junge entwickelt sich hervorragend und davon werden wir in der Zukunft nochmal profitieren. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Ob sich eine Zeichnung der Aktie der SpVgg Unterhaching lohnt und wie Anleger bei der anderen Fußball-Aktie BVB nun handeln sollten, erfahren Sie exklusiv in der neuen Ausgabe 29/19 des AKTIONÄR, die ab 22:00 Uhr hier verfügbar ist.