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Solarworld: Versprechen gebrochen – schon wieder

Solarworld: Versprechen gebrochen – schon wieder
Foto: Börsenmedien AG
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02.02.2016 ‧ Werner Sperber

Alle jubeln über die vorläufigen Zahlen von Solarworld. Bereits sechs Tage vor Bekanntgabe dieser Ergebnisse begann der Höhenflug des Kurses, der bisher einen Gewinn von 140 Prozent bescherte. Doch die Anleger scheinen derzeit einiges zu verdrängen.

Ziele übertroffen
Die Solarworld AG hat im vergangenen Jahr Solarprodukte mit 1.156 Megawatt (MW) Leistung abgesetzt. Das sind 32,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit einem Anteil von 50 Prozent sind die USA der größte Markt geblieben. Weiter nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz um 33,2 Prozent auf 763 Millionen Euro. Gründer und Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Asbeck hatte als Ziele einen Absatz von mehr als einem Gigawatt und einen Umsatz von mehr als 700 Millionen Euro ausgegeben. Die flüssigen Mittel erhöhten sich zum 31. Dezember um 6,8 Prozent auf 189 Millionen Euro. Zum 30. September beliefen sich die Netto-Schulden jedoch auf 279 Millionen Euro und die Eigenkapitalquote nur mehr auf 22,1 Prozent.

Ziel deutlich verfehlt
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich auf 35 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf minus zehn Millionen Euro. Also selbst operativ erwirtschaftete das Unternehmen einen Verlust. Dabei hatte Dr. Asbeck dem Handelsblatt im Sommer 2015 auf die Frage geantwortet, was geschehe, wenn Solarworld auch im Gesamtjahr 2015 wieder einen Verlust ausweise: "Die Frage stellt sich nicht. Wir schaffen es!"

Ein neues Versprechen
Für das laufende Jahr verspricht Dr. Asbeck, die Trendwende fortzusetzen und ein positives zweistelliges Millionen-EBIT zu erwirtschaften. Der Auftragsbestand bis Ende des Jahres belaufe sich auf 580 MW und die Nachfrage werde steigen. Die Absatzmenge, wie auch der Umsatz, würden um jeweils mehr als 20 Prozent zulegen. Der Absatz soll also mindestens 1.391 MW betragen und der Umsatz 916 Millionen bis sogar eine Milliarde Euro erreichen.

Wenn nicht jetzt, wann dann, denn das Analysehaus IHS Technology ist sehr zuversichtlich für den Solar-Markt. Im laufenden Jahr sollen 14 Prozent mehr Photovoltaik-Anlagen gebaut werden als 2015. Die gesamte neu errichtete Leistung soll um 16,8 Prozent auf 68,7 Gigawatt steigen. Aufgrund der Verlängerung der Solar-Subventionen dürfte vor allem der US-Markt stark zulegen. Bis zum Jahr 2019 soll die Solar-Branche um durchschnittlich sieben Prozent pro anno wachsen.

Die Anleger sind außer sich vor Freude über die Zahlen und bescherten der Aktie von Solarworld ein Plus von 140 Prozent – seit dem 22. Januar. Die sinkende 200-Tage-Linie verläuft derzeit bei 12,94 Euro und ist also nicht mehr so weit von der Notierung entfernt.

Zu viel der Freude
Bei all der Freude sollten Anleger daran denken, die Versprechen von Solarworld gelten wenig. Bei aller Freude über 140 Prozent Kursgewinn sollten Anleger daran denken, ab jetzt könnten einige Investoren schon wieder an Gewinnmitnahmen denken. Bei aller Freude über die eingeleitete Trendwende sollten Anleger daran denken, in turbulenten Börsenzeiten trennen sich Investoren am schnellsten von Risiko-Anlagen, wenn der Wind noch rauer wird. Bei aller Freude sollten Anleger also daran denken, es gibt ebenso aussichtsreiche und dabei weniger risikoreiche Investitionsmöglichkeiten.

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