Sind die stark gesenkten Kursziele von deutschen Solar-Blue-Chips ernst zu nehmen? Nach der hohen Volatilität der Solaraktien - begünstigt durch ein kritische Brancheneinschätzung der Deutschen Bank - hat DER AKTIONÄR bei einem absoluten Branchenkenner nachgefragt. Sven Hansen, Chief Investment Officer von Good Energies.
DER AKTIONÄR: Herr Hansen, in einer Studie sehen die Analysten der Deutschen Bank dicke Wolken am Solarhimmel aufziehen. Sehen Sie die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Solarbranche ähnlich dramatisch?
Sven Hansen: Nein. Sicherlich wird die Solar- oder Windindustrie betroffen sein, wenn Banken grundsätzlich weniger Kredite vergeben und Finanzierungen teurer werden. Doch glauben wir, dass Finanzinvestoren gerade in diesen Zeiten auf den geförderten Solarbereich, welcher ein gutes Kreditrisiko besitzt, setzen werden. Es wird zwar leichte, negative Effekte für die Branche geben, einen dauerhaften großen Einbruch des Solarsektors sehen wir aber nicht. Wie Sie aber wissen, kann dies dennoch zu hoher Volatilität bei börsenkotierten Solarunternehmen führen.
Wie schnell kann die Solarbranche nächstes Jahr wachsen, und wie profitabel?
Wir glauben, dass der Sektor weltweit deutlich schneller wächst, als die von der Deutschen Bank geschätzten 20 Prozent. Doch die Margen werden unter Druck kommen. Und das ist auch gut so. Denn eine Konsolidierung ist wichtig und gesund für die weitere Entwicklung. 2009 erwarten wir viele Übernahmen während die guten Firmen Marktanteile gewinnen, werden schwache ausscheiden. Denn für eine Branche sind zu viele Firmen nicht effizient, es werden sich wohl einige große Unternehmen durchsetzen. Die Konsolidierung kann sich über mehrere Jahre hinziehen. Das Positive ist: Sinken die Modulpreise schneller kommt die Grid Party früher als erhofft. Die langfristigen Aussichten für Clean-Tech sind eher besser geworden!
Welche Auswirkungen hat der sinkende Ölpreis?
Die Korrelation zwischen dem Ölpreis und dem Wachstum in der Solarindustrie wird häufig überbewertet. Der Ölpreis hat keine hohe direkte Korrelation zur Photovoltaik-Branche. Schließlich werden weltweit nur rund zehn Prozent des Stroms durch Öl erzeugt.
Bleiben Sie weiterhin bullish für den Solarsekor?
Grundsätzlich sind wir weiterhin sehr positiv für den Solarsektor. Gerade auf lange Sicht werden wir ein starkes und nachhaltiges Wachstum sehen. Zudem wird die Branche gerade in nächster Zeit immer wieder durch neue, spannende Technologien belebt werden. Schließlich zieht der Erfolg des Sektors zunehmend die intelligentesten Wissenschaftler aus Branchen wie etwa dem Chipsektor an.
Fazit: Auf die Gewinner setzen
DER AKTIONÄR rät weiterhin, auf gut positionierte Firmen wie Solarworld oder Q-Cells zu setzen. Diese dürften auf lange Sicht zu den großen Gewinnern einer Konsolidierung gehören. Auch wenn auf kurze Sicht Stoppkurse eingehalten werden müssen, langfristig bietet kein Sektor solch große Wachstumsaussichen wie die Sonnenbranche.