Fast 200 Prozent hätte man verdienen können, wenn man am 22. Januar Aktien von Solarworld zu 4,95 Euro ge- und am 3. Februar zu 14,75 Euro verkauft hätte. Diesen "man" wird es wohl nicht geben, dafür gibt es noch immer Aktionäre, die trotz dieser Rallye auf theoretischen Verlusten sitzen, die durchaus real und noch höher werden können.
Hemlock Semiconductor heißt der Grund, der unmittelbar oder mittelbar für Ärger oder sogar das Ende der Solarworld AG sorgen kann. Der US-Konzern lieferte Silizium an die Tochterfirma Solarworld Industries Sachsen GmbH und fordert rund 800 Millionen Dollar (733 Millionen Euro) für diese Leistungen. Solarworld sieht das anders und weigert sich sowohl zu zahlen als auch diese Summe in der finanzschwachen Bilanz zurückzustellen. Solarworld möchte sich außergerichtlich einigen, wie mit anderen Lieferanten auch, denen jedoch Schadenersatz geleistet werden musste.
Gerichtsvollzieher soll draußen bleiben müssen
Der U.S. District Court for the Eastern District of Michigan wird vielleicht nicht entscheiden müssen. Wenn doch, möchte Solarworld die nächste US-Instanz anrufen und sich danach an ein deutsches Gericht wenden. Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Asbeck ist sich ziemlich sicher, dass selbst bei einer Verurteilung durch ein US-Gericht die entsprechende Summe nicht eingetrieben werden darf. Der Gerichtsvollzieher soll also draußen bleiben müssen. Selbst wenn das zutrifft, der Ruf von Solarworld ist beschädigt. Dieser Ruf wird durch die weiteren, zwangsläufigen Meldungen weiter beschädigt. Aktionäre dürfte wieder Panik befallen – und Kunden wie auch Lieferanten dürften vorsichtiger bei Geschäften mit Solarworld werden. Dabei macht Solarworld die Hälfte des Umsatzes in den USA.
Das fallende Messer ist nur nach oben abgeprallt
Auch charttechnisch ist trotz dieses Kursanstiegs von in der Spitze 200 Prozent noch vieles im Argen. Zwar ist das Kaufsignal des Trendindikators MACD vom 26. Januar noch immer gültig. Doch der Relative-Stärke-Index dreht nun fast vom über-kauften Bereich wieder nach unten. Zudem notiert die Aktie heute wieder unterhalb der sinkenden 200-Tage-Linie bei derzeit 12,95 Euro. Im April 2011 kosteten die Anteile an die zwischenzeitlichen Kapitalmaßnahmen angepasst 1.795,50 Euro. Seither ist eine Abwärtstrendlinie gültig, die derzeit bei 16,30 Euro verläuft. Danach folgen die Hochs von April 2015 und Mai 2014 bei 17,60 und 36,40 Euro als Widerstände. Von der seit dem Rekordhoch von November 2007 bei 7.321,50 Euro intakten Abwärtstrendlinie bei momentan 416,20 Euro gar nicht zu sprechen.
Nach unten sichern lediglich die seit Oktober 2014 bestehende waagerechte Linie bei 9,90 Euro, die horizontal verlaufende 38-Tage-Linie bei 8,55 Euro sowie die (Rekord)-Tiefs von November 2015 und vom 22. Januar 2016 bei 7,60 und 4,95 Euro ab.