Fast alle anderen Experten lagen falsch. Nur einer hat den Überblick behalten und die Solarkrise schon 2011 prophezeit: Gordon Johnson. Das sagt er nun im neuen Interview mit dem AKTIONÄR über den Solarsektor.
Der beliebteste Analyst ist er nicht - doch der im Solarbereich unangefochten beste der letzten Jahre. Gordon Johnson hatte frühzeitig und aggressiv zum Verkauf von Solarmodul-Herstellern geraten. "Doch wenn man eine Aktie shortet, ist es meist eine sehr, sehr einsame Entscheidung", so Johnson im Gespräch mit dem AKTIONÄR. Nachdem die Solaraktien 2011 brutal eingebrochen waren, setzte 2012 ein kräftiger Rebound ein. Die Frage ist nun: Geht die Erholung weiter?
Die Antwort des Star-Analysten fällt eindeutig aus: "Wir sind weiterhin short in Solar-Aktien. Denn es gibt immer noch Überkapazitäten. Gleichzeitig sehen wir in diesem Jahr bei der Nachfrage in Italien und Deutschland einen drakonischen Rückgang der Nachfrage. Das Jahr 2013 wird schlimmer als 2012."
Der Analyst von Axiom Capital weiter: "Wir werden in den USA Wachstum sehen, aber das wird den Einbruch in Italien oder Deutschland nicht ausgleichen können. Selbst die Anti-Dumping-Zölle in den USA helfen nur wenig, da die Kosten chinesischer Solarmodulhersteller so niedrig sind, dass sie trotzdem für hohen Konkurrenzdruck sorgen können. Die Märkte werden schrumpfen, gleichzeitig gehen durch staatliche Kredite die irrationalen Investitionen in Fertigungslinien weiter."
"Missverständnis Grid Parity"
Auch die anstehende vermeintliche Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom mit herkömmlichen Strom leitet Johnson zufolge keine Trendwende ein: "Die Diskussion um Grid Parity ist ein Missverständnis. Denn hier werden die reinen Produktionskosten von Solarstrom mit Endkundenpreisen von Netzstrom verglichen. Es wird vergessen, die Netze, die den Solarstrom transportieren, Speicherkosten oder Margen der Versorger einzukalkulieren. Selbst wenn man Solarmodule verschenken würde, würde Photovoltaik ohne Förderungen in den meisten Fällen keinen Sinn machen."