Das letzte Jahr war für Banken eine Ausnahmesituation. Dennoch zeigen die bisherigen Zahlen, dass die meisten börsennotierten Finanzinstitute 2020 mit einem Gewinn abschlossen. Selbst die Deutsche Bank schrieb schwarze Zahlen, nicht zuletzt wegen des Booms im Investmentbanking. Davon dürften viele andere Geldhäuser, die in diesem Segment tätig sind, profitiert haben. Aber nicht alle Banken konnten 2020 einen Verlust vermeiden. Die Societe Generale ist so ein Fall.
Die Corona-Krise und der geplante Konzernumbau haben der französischen Großbank Societe Generale 2020 den ersten Jahresverlust seit mehr als drei Jahrzehnten eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Minus von 258 Millionen Euro nach einem Gewinn von 3,25 Milliarden ein Jahr zuvor, wie das Institut am Mittwoch in Paris mitteilte. Gemäß den Aufzeichnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg, die bis ins Jahr 1988 zurückreichen, war dies der erste Jahresverlust in dieser Zeit. Daran konnte auch ein Nettogewinn im vierten Quartal nichts ändern.
Hohe Risikovorsorge und Umbau drücken
Wie bei anderen Geldhäusern zog vor allem eine hohe Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite infolge der Pandemie das Ergebnis der Societe Generale nach unten. Insgesamt legte die Bank dafür im vergangenen Jahr 3,30 Milliarden Euro zurück, über zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahr. Im vierten Quartal fiel die Summe zwar geringer aus als von Analysten erwartet und bescherte dem Institut einen überraschend hohen Nettogewinn. Belastend wirkten sich jedoch Kosten für die geplanten Filialschließungen und den Verkauf der Fondssparte Lyxor aus.
Dividende trotz Verlust
Zudem sackten die Erträge im Aktien- und Anleihehandel entgegen dem Branchentrend nach unten. Andere Banken hatten hier im vierten Quartal deutlich zugelegt. Auf Jahressicht gingen die gesamten Erträge der Societe Generale sogar um mehr als zehn Prozent auf 22,0 Milliarden Euro zurück. Ihren Aktionären will die Bank trotz des Verlusts eine Dividende von 55 Cent je Aktie zahlen - dies ist die höchstmögliche Summe gemäß der Regulierung durch die Europäische Zentralbank aufgrund der Corona-Krise.
Die Aktie befindet sich heute deutlich im Plus, denn die unerwartet hohe Dividendenankündigung überrascht Anleger. Ob die EZB eine Ausschüttung in dieser Höhe genehmigt, nachdem 2020 ein Verlust anfiel, bleibt abzuwarten. Insgesamt ist es erstaunlich, dass die Societe Generale nicht wie andere Konkurrenten im Handelsgeschäft profitieren konnte. Das weißt auf strukturelle Schwächen der Bank hin, die sich aktuell im Umbau befindet. Allenfalls Trader setzen nun auf die Aktie. Die Societe General ist keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.
Mit Material von dpa-AFX.