Bei Deutschlands größtem Autovermieter Sixt startet eine neue Ära: Der langjährige Firmenlenker Erich Sixt räumt seinen Posten und übergibt an seine Söhne Alexander und Konstantin. Und die wollen nicht nur dafür sorgen, dass der Autovermieter auf dem Markt überlebt, sondern sogar einen drauflegt. Geht die Rekordfahrt der Aktie also weiter?
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Alexander und Konstantin wollen als Duo nun den 1912 gegründeten Familienkonzern in vierter Generation weiter digitalisieren und zum profitabelsten Autovermieter der Welt machen. In ein paar Jahren wollen sie in den USA eine Milliarde Dollar Umsatz erwirtschaften. Außerdem treiben sie die Zusammenführung und digitale Vernetzung von klassischer Autovermietung, Car-Sharing und Auto-Abo voran.
Mit dem Generationswechsel an der Spitze ist für Erich Sixt aber noch lange nicht Schluss. Künftig will er als Vorsitzender des Aufsichtsrats seinen Söhnen auf die Finger schauen. Er sei dann im "Teilzeit-Ruhestand", sagte er. Und seine Söhne? "Sie bringen neuen Schwung in das Unternehmen."
Der ist auch nötig. Das laufende Jahr begann für Sixt mit einem kleinen Minus: Unterm Strich machte der Pullacher Autovermieter in den ersten drei Monaten 2021 einen Verlust von zehn Millionen Euro. Das ist sogar ein etwas größeres Minus als noch im Vorjahresquartal. Die Konkurrenz hat es allerdings noch schlimmer erwischt: So musste Hertz Insolvenz anmelden und Avis und Europcar machten mehr als 500 Millionen Euro Verlust. Der Umsatz der ersten drei Monate von Sixt sank um ein Drittel auf 330 Millionen Euro. Das erste Quartal ist traditionell das schwächste des Jahres.
Mit den neuen Corona-Lockerungen und den fortschreitenden Impfkampagnen weltweit zeigte sich der vor Kurzem offiziell ausgeschiedene Firmenlenker Erich Sixt bei seiner letzten Hauptversammlung als Vorstandschef optimistisch: Heute "sind wir eher am Ende des Tunnels", aber "noch ist die Corona-Krise nicht überwunden". In den USA sei die Nachfrage schon im März explosionsartig angesprungen und sei jetzt bereits fast auf dem Niveau von 2019.
Vor allem in den Urlaubsregionen zieht die Nachfrage nach Mietwagen kräftig an. Doch weil Autohersteller mangels Chips nicht genügend Fahrzeuge liefern und die Vermieter entsprechend ihre Flotten nicht schnell genug wieder aufstocken können, gehen die Preise ins Unermessliche hoch - und Sixt kassiert, was der Markt hergibt. "Wir werden so hochgehen, wie es uns der Markt erlaubt und was wir den Kunden gegenüber verantworten können", sagte Sixt. Eine Prognose traut sich der Vorstand nicht abzugeben. Aber "wenn die Lufthansa Jumbos nach Mallorca schickt, sieht man, wo die Reise hingeht".
Auch ohne Erich Sixt an der Spitze: Die Hoffnung auf einen im Jahresverlauf wieder anziehenden Tourismus und damit bessere Zeiten für die Branche lebt. Die Sixt-Aktie hat in den letzten Wochen einen großen Teil dieser Hoffnung vorweggenommen. Damit dürften kurzfristig keine zu großen (Kurs-)Sprünge mehr drin sein. Gelingt es den beiden Söhnen aber, den Mobilitätsdienstleister in den kommenden Quartalen auf dem geplanten Wachstumskurs zu halten, dürfte die Aktie mittelfristig ihren Aufwärtstrend fortsetzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Derivate auf Sixt befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)