An der Ausgangssituation hat sich nichts geändert: Die aktuelle Verunsicherung ist weiterhin Gift für die Börsen. Vor allem die Technologiewerte stehen in diesem Umfeld im Fokus. Der Sektor reagiert sehr sensibel und meist auch extrem dynamisch auf Neuigkeiten rund um den Handelskonflikt oder neue Daten zur konjunkturellen Entwicklung. Im heimischen TecDAX findet in diesem Zusammenhang vor allem der Waferhersteller Siltronic große Beachtung. DER AKTIONÄR fragte beim Finanzvorstand Rainer Irle nach.
Der Handelskrieg und mögliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind derzeit in aller Munde. Bei Siltronic spürt man bisher aber noch kaum Auswirkungen. „Wir haben eine kleine Fabrik in den USA, die auch an Kunden in China exportiert und die Kunden in China müssen jetzt Zölle zahlen. Dies ist allerdings nur ein geringer Anteil unseres Geschäfts. Unsere größeren Werke sind in Singapur und Deutschland“, erklärt Finanzvorstand Rainer Irle gegenüber dem AKTIONÄR. Auch für einige Importe von Hilfsstoffen in die USA zahle der Konzern Zölle, aber das seien wenig im Vergleich zu den Steuersenkungen in den USA. „Zölle auf Wafer, die in die USA importiert werden, sind derzeit nicht im Gespräch und würden die USA auch hart treffen, da es praktisch keine 300 mm-Waferproduktion in den USA gibt und somit alle Wafer zur Herstellung von Speicher- und Logik-Chips importiert werden müssen“, führt der Finanzchef aus.
Zudem ist die Nachfrage nach Wafern weiter auf einem hohen Niveau. „Wir sehen in einigen kleinen Marktsegmenten eine leichte Abschwächung, der Ausblick für die Hauptanwendungen wie Smartphones, Server und Automobil ist aber unverändert positiv“, so Irle. Auch die wichtigsten Kunden würden optimistisch in die Zukunft blicken.
In Sachen Preisentwicklung zeigt sich der Vorstand weiter zuversichtlich. „Die Preise von Wafern sind jetzt acht Quartale in Folge gestiegen. Rund 40 Prozent unserer Verträge mit Kunden sind Langfristverträge von mehr als einem Jahr. Diese Quote wird sich nächstes Jahr noch etwas erhöhen, da wir die Mehrmengen aus Kapazitätserweiterungen in 2019 komplett über Langfristverträge verkauft haben“, so Irle. Besonders interessant in diesem Zusammenhang: Für die Mengen, die nicht über Langfristverträge abgesichert sind, werden die Preise quartalsweise oder jährlich verhandelt. Diese sind bisher regelmäßig gestiegen und werden sich nun allmählich stabilisieren.
DER AKTIONÄR hält an seinem Fazit fest: Die Aussichten bei Siltronic sind nicht so schlecht, wie es der Kursverlauf zuletzt aufzeigt. Liegt der Finanzvorstand mit seiner Einschätzung nicht komplett daneben, dann sollte die mit einem KGV von 5 günstig bewertete Aktie schon in Kürze zu der überfälligen Gegenbewegung ansetzen und dabei Kurs auf die 100-Euro-Marke nehmen. Auch an der charttechnischen Situation hat sich noch nichts gravierendes geändert.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.