Am morgigen Dienstag (10. Mai) stehen bei Siltronic die Zahlen für das erste Quartal auf der Agenda. Der Waferhersteller sollte weiter vom starken Dollar und der hohen Nachfrage profitiert haben. Die mittelfristigen Aussichten sind unverändert gut. Ob das Zahlenwerk den laufenden Rücksetzer kurzfristig stoppen kann, ist dennoch fraglich.
In den ersten drei Monaten 2022 dürfte Siltronic die Umsätze auf 418 Millionen Euro (Vorjahr: 399,5 Millionen Euro) gesteigert haben. Das EBITDA sollte bei 130 Millionen Euro (Vorjahr: 139,3 Millionen Euro) liegen. Vor dem Hintergrund der steigenden Materialkosten und der anhaltenden Lieferkettenprobleme wäre das eine mehr als solide Entwicklung.
Unter der Annahme deutlich steigender Verkaufspreise in Rechnungswährung plant Siltronic im laufenden Jahr mit einem Umsatzanstieg auf 1,67 Milliarden (Vorjahr: 1,4 Milliarden Euro). Am Ende könnte ein EBITDA von 590 Millionen Euro zu Buche stehen. Unterm Strich würden 2022 damit rund zehn Euro je Aktie (Vorjahr: 8,44 Euro) verdient werden. Damit würde die Aktie mit einem günstigen 2022er-KGV von 8 und einem KUV von 1,2 bewertet. Beim Blick auf die Kursentwicklung stellt sich daher die Frage, wann „nicht mehr zu hoch bewertet“ wieder so „günstig bewertet“ ist, dass Investoren bei der Aktie zugreifen.
Ebenfalls wichtig: Um das kommende Nachfragewachstum bedienen zu können, investiert Siltronic im In- und Ausland in neue Fabriken und schließt dabei dem Vernehmen nach schon jetzt langfristige Verträge mit den Kunden ab. Die Sorge vor einem deutlichen Rückgang der Margen scheinen daher überzogen.
Über die aktuell schlechte Stimmung bei Technologie-Werten ist alles gesagt. Chipriese Infineon hat in den vergangenen drei Monaten mehr umgesetzt und verdient als erwartet und sogar die Jahresprognosen leicht hochgesetzt. Die Aktie zählt heute dennoch zu den größten Verlierern. Dank der Megatrends in der Halbleiterindustrie dürfte die Nachfrage nach Wafern aber künftig weiter steigen und das Angebot übertreffen. Davon sollte Siltronic dank seiner starken Aufstellung mittel- und langfristig klar profitieren. Das aktuelle Bewertungsniveau spiegelt diese Wachstumsaussichten nicht wider – trotz aller Inflations- und Zinssorgen. DER AKTIONÄR hält an seiner positiven Einschätzung fest.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Siltronic befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.