Trotz starker News kam die Aktie von Silicon Sensor zuletzt nicht von der Stelle. DER AKTIONÄR sprach mit Finanzvorstand Dr. Ingo Stein über die jüngsten Erfolge und was künftig von dem Spezialisten für Sensorlösungen zu erwarten ist.
"Der Newsflow ist gut, die Reaktion an der Börse mau" - das bringt die Kapitalmarktsituation bei Silicon Sensor auf den Punkt. Der Hersteller von Sensorlösungen konnte in den letzten Monaten einige Erfolge verbuchen: Die Zertifizierung einer Tumorsonde zur Identifikation von Krebszellen, die Übernahme einer Firma für Präzisionssensoren, ein mehrjähriger Großauftrag mit einem Automobilzulieferer et cetera. Im aktuellen Marktumfeld konnte dies dem Kurs jedoch nicht die Impulse geben, die zu erwarten gewesen wären. DER AKTIONÄR sprach mit Finanzchef Dr. Ingo Stein über die erreichten Erfolge und die weiteren Perspektiven.
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Stein, erstmals Gratulation zur oben genannten Aufstockung. Wie sicher ist es, dass es von technischer Seite zu keinen Störungen mehr kommen kann?
Technische Machbarkeit vorausgesetzt, könnte dennoch ein Wettbewerber diesen Auftrag zum Einsturz bringen, schließlich werden derartige Auftragsgrößen ja nicht jeden Tag vergeben?
Es gibt bei dieser Art von Großaufträgen eine Reihe von hohen Markteintrittsbarrieren: die spezifischen Investitionen in die Fertigungsstrecke, das sehr spezielle Material-Know-how, die Kombination von zahlreichen Technologien der Aufbau- und Verbindungstechnologie, alles Dinge, die unsere Kunden sehr zu schätzen wissen.
Die Analysten schätzen für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von mehr als 52 Millionen Euro (2010: 45 Millionen Euro) und eine überdurchschnittliche Steigerung des Jahresüberschusses von 2,2 Millionen auf 3,4 Millionen Euro. Glauben Sie, dass Sie dieses Ziel erreichen können?
Die Erhöhung des Umsatzes um 15 Prozent und die überproportionale Steigerung des Gewinns um über 50 Prozent sind anspruchsvolle Ziele, denen wir uns gerne stellen. Wir sehen gute Chancen, unsere hoch gesteckten Ziele, die nur leicht von den Analystenschätzungen abweichen, auch zu erfüllen. Die Auftragslage ist weiterhin sehr gut und die Ergebnisse des ersten Quartals haben unseren positiven Aufwärtstrend bereits bestätigt. Die darüber hinaus eingeleiteten Maßnahmen zur weiteren Erhöhung der Skalierbarkeit unseres Geschäftes in den nächsten Jahren machen auch gute Fortschritte.
Silicon Sensor hat vor kurzem die Zertifizierung einer Krebssonde zur Identifizierung von mit Krebszellen befallenen Lymphknoten bekanntgegeben. Über welchen Vertriebsweg wollen Sie dieses Produkt verkaufen und welche Umsatzerwartungen haben Sie dafür in den nächsten 3 Jahren?
Das von unseren Ingenieuren entwickelte Produkt wird zu einer erheblichen Verbesserung und Erleichterung aller Maßnahmen im Zusammenhang mit der Krebschirurgie führen. Unsere Krebssonde ist in der Lage, mit einer stark verbesserten Genauigkeit den Krebstumor zu analysieren und die genaue Lage zu identifizieren. Die anvisierten Umsatzziele für die nächsten drei Jahre in Höhe von rund drei Millionen Euro erscheinen auf den ersten Blick nicht sehr anspruchsvoll. Man darf aber nicht vergessen, dass wir damit langsam einen hochprofitablen Markt erschließen und auf die Einführung weiterer Produkte vorbereiten.
Die beiden Vorgängerprodukte, die auf einer reinen Lymphknotenanalyse basierten, wurden über Partner vertrieben. Um eine möglichst schnelle Marktdurchdringung zu erzielen, werden wir uns bei der dritten Generation mehrerer Absatzkanäle gleichzeitig bedienen und den Anteil an Eigenvertrieb stark ausbauen, um die Margensituation zu verbessern.
Wie sind Sie mit dem Verlauf des zu Ende gehenden zweiten Quartals 2011 zufrieden?
Wir sind sehr zufrieden. Es wird den Trend des ersten Quartals fortsetzen und die Jahresprognose untermauern.
Sind die Zusammenlegungsprozesse am Standort Berlin abgeschlossen oder sind diese noch mitten am Laufen in welche Kostenbelastung resultiert daraus im 2011?
Im Oktober soll die Zusammenlegung der Bereiche OPTO (fotooptische Sensoren) und MEMS (insb. Drucksensoren) am Standort Berlin-Oberschöneweide abgeschlossen werden. Da die grundlegenden Produktionsstufen sehr gleichartig sind, werden daraus in den nächsten Jahren Synergien im Fertigungsbereich entstehen. Zudem wird die Skalierbarkeit durch die steigende Auslastung unserer 2008 gebauten modernen Sensorfabrik maßgeblich ausgebaut. Die einmaligen ergebniswirksamen Belastungen sind heute noch nicht vollständig abzuschätzen, werden sich jedoch in Grenzen halten. Wir sehen diese einmaligen Kosten jedoch mehr als Investition in die langfristige Steigerung der Ertragsfähigkeit unserer Gesellschaft und nicht im Hinblick auf kurzfristige Ertragsmaximierung.
Charttechnisch ist die Aktie in einer kritischen Situation, da die Aktie den mittelfristigen Aufwärtstrend nach unten durchbrochen hat. Worauf führen Sie dies zurück?
Über einzelne Ursachen zu spekulieren ist müßig. Sicher haben Spekulationen über die Auswirkungen der Japan-Krise auf den Halbleiterbereich Einfluss auf unseren Kurs gehabt, auch wenn ich noch einmal betonen möchte, dass wir mit dem klassischen Halbleiterprozess nicht vergleichbar und von Lieferengpässen aus Japan nicht betroffen sind. Wir haben eine langfristige Wachstums- und Wertsteigerungsstrategie zum Wohle unserer Aktionäre entwickelt und werden diese auch umsetzen. Vor zwei Jahren notierte die Aktie bei fünf Euro, heute sind wir bei neun Euro. Und wir wollen durch wohl durchdachte strategische Maßnahmen den Wert kontinuierlich steigern und nicht auf kurzfristige Effekte schielen.
Glauben Sie, dass Sie genügend Investor Relations Arbeit machen?
Wir sind im deutschen Small Cap Bereich gut bekannt. Die erweiterte Aufstellung als integrierter Industriekonzern, an der wir in den letzten Jahren hart gearbeitet haben, muss aber noch stärker kommuniziert werden. Dies werden wir mit dem neuen Markenauftritt als First Sensor, der ab dem 18.7. starten soll, einleiten. Außerdem werden wir unsere Aktivitäten außerhalb Deutschlands noch verstärken.
Sie selbst haben bei 9,34 Euro wieder eigenes Geld in die Hand genommen, um dem Kapitalmarkt Vertrauen in die Zukunft zu demonstrieren. Werden Sie weitere Käufe tätigen, falls der Kurs unter Druck kommen sollte?
Meine Aktienkäufe dienen nicht der Kursstützung, sondern kommen aus meiner Überzeugung, dass Silicon Sensor eine gute Zukunftssicherung für meine Familie und mich ist und mittelfristig eine gute Wertentwicklung aufweisen wird. Ich werde meine Position auch weiter ausbauen.
Halten Sie an Ihrem mittelfristigen Ziel, 2015 einen Umsatz von 100 Millionen Euro und eine EBIT-Marge von 15 Prozent erreichen zu können, fest?
Die zuletzt vermeldeten Erfolge bei Akquisitionen und Produktentwicklungen unterstützen die von uns bis 2015 mittelfristig angestrebte Steigerung der EBIT-Marge auf 15 Prozent. Auch das für 2015 angestrebte Umsatzziel von 100 Millionen Euro haben wir fest im Blick. Weitere Maßnahmen werden folgen. Sie dienen dem Ausbau der Skalierbarkeit im Konzern, der Erweiterung der Wertschöpfung und des Leistungsportfolios, das wir unseren Kunden anbieten können sowie der Weiterentwicklung und Vermarktung eigener Produkte. Wir gehen fest davon aus, dass diese Investitionen Früchte tragen und die angekündigten operativen Ziele erreicht werden.
Herr Dr. Stein, besten Dank für das Interview.
Vielversprechender Chart
Die Silicon-Sensor-Aktie hat in den letzten Wochen den kräftigen Anstieg von sechs auf elf Euro auskonsolidiert und den seit Anfang 2009 gültigen Aufwärtstrend bestätigt. Dieser und die horizontale Unterstützung bei 8,50 Euro bieten eine gute Absicherung nach unten. Ein Kauf auf aktuellem Niveau erscheint aussichtsreich. Nächstes Zwischenziel ist das Hoch bei 11,18 Euro. Ein Stopp bietet sich etwas unterhalb der Aufwärtstrendlinie bei 7,90 Euro an.