Der Industriekonzern Siemens wird am morgigen Donnerstag, den 9. Februar seine Zahlen zum abgelaufenen ersten Quartal des gebrochenen Geschäftsjahres 2022/23 vorlegen. Zudem findet auch die Hauptversammlung des DAX-Konzerns statt. Was für Anleger jetzt wichtig ist und worauf sie im Vorfeld achten müssen.
Das Management um Konzernchef Roland Busch ist trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds für das neue Geschäftsjahr zuversichtlich. Der Optimismus speist sich aus vollen Auftragsbüchern: Siemens saß zuletzt auf einem Rekordauftragsbestand von 102 Milliarden Euro. Umsatz und Gewinn sollen daher 2022/23 deutlich steigen. Im vergangenen Geschäftsjahr hatten Milliardenabschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy sowie Belastungen wegen des Rückzugs aus dem Russlandgeschäft die Bilanz getrübt. Das Tagesgeschäft lief jedoch robust. Siemens erzielte etwa im Schlussquartal noch einmal starke Zuwächse bei Umsatz und Gewinn.
Der Umsatz soll 2022/23 daher auf vergleichbarer Basis um sechs bis neun Prozent steigen. Dabei ausgeklammert sind Währungseffekte und Portfolioveränderungen. Das Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten soll von zuletzt 5,47 Euro auf 8,70 bis 9,20 Euro zulegen. Dabei erwartet Konzernchef Busch keine weiteren Verlustrisiken durch den Ausstieg aus Russland mehr.
Für das Geschäft mit der Digitalisierung erwartet Siemens zweistellige Wachstumsraten. Finanzchef Ralf Thomas hatte zuletzt bei der Bilanzvorlage im November berichtet, die Stornierungen der Kunden lägen „nahe null“. Vor allem das Geschäft mit der Fabrikautomatisierung boomt. Hier geht Siemens nach einer zuvor teils „extrem“ gestiegenen Nachfrage von einer „allmählichen Normalisierung des Bestellverhaltens“ aus. Das Investitionsklima in Schlüsselindustrien wie Auto, Maschinenbau und Elektro bleibe jedoch robust. Im Softwaregeschäft kommt die Umstellung auf ein Abo-Modell voran.
LDA vor der Ausgliederung
Unterdessen schraubt Siemens weiter an seinem Portfolio – wie der Ausgliederung des Geschäfts mit großen Motoren (LDA). Um das Geschäft schlagfertiger aufzustellen, fügt Siemens weitere Bereiche hinzu und formt daraus eine neue Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von etwa drei Milliarden Euro und rund 14.000 Beschäftigten. Dies entspricht früheren Aussagen Buschs zufolge einer Verdopplung des ursprünglichen Geschäfts.
Unter anderem soll das Geschäft mit Niederspannungs- und Getriebemotoren, das Spezialgeschäft mit hochpräzisen Motorspindeln sowie der Komponentenhersteller Sykatec in die neue Gesellschaft miteinfließen. Dieser Umbau dürfte die nächsten Monate in Anspruch nehmen. Die Abspaltung könnte sowohl über einen Verkauf als auch über eine Börsennotierung erfolgen. Dies dürfte jedoch wahrscheinlich nicht mehr im laufenden Jahr passieren.
Die Siemens-Aktie pendelt seit Mitte Januar zwischen 140 und 145 Euro. Starke Zahlen könnten neue Impulse bringen und die Aktie wieder antreiben. Langfristig stimmen die Aussichten durch den aufwendigen Umbau hin zu mehr Digitalisierung ohnehin.
Mit Material von dpa-AFX