Ein Muster, das sich in letzer Zeit oft wiederholt: Übernahmen und Fusionen werden von den Kartellwächtern kritisch beäugt. Auch Siemens macht bei der geplanten Zugfusion Bekanntschaft mit den Wettbewerbshütern. Der Zusammenschluss mit Alstom könnte sich weiter verzögern.
Siemens und Alstom wollen gemeinsam einen europäischen Branchenchampion schaffen, um dem chinesischen Weltmarktführer CRRC Paroli bieten zu können. Obwohl die Fusion offiziell bereits besiegelt ist, könnten kartellrechtliche Bedenken weiter dazwischenfunken. Laut Manager Magazin kann die Fusion nicht wie geplant Ende November abgeschlossen werden. „Ein Termin im Januar ist wahrscheinlicher“, heißt es demnach in EU-Kreisen.
Bereits Anfang August hatte die EU-Kommission das eigentlich auf 90 Arbeitstage begrenzte Verfahren vorerst ausgesetzt. Da Siemens und Alstom zu wenig Informationen geliefert hatten, haben die Gegner der Fusion jetzt mehr Zeit ihre Bedenken vorzubringen. Vor allem die Nummer 3 auf dem Markt Bombardier ist aktiv. Die Fusion werfe eine „Reihe von ernsthaften Fragen auf“, so der Wettbewerber an die Adresse von europäischen Kunden. Diese sollen ihre Argumente in Brüssel vorbringen.
Langfristinvestment
Sowohl die deutsche als auch die französische Regierung stehen hinter der Bahnfusion. Trotz der kartellrechtlichen Bedenken stehen die Chancen daher gut, dass der Zusammenschluss genehmigt wird. Für Siemens wäre die Abspaltung der Zugsparte der nächste Schritt auf dem Weg vom schwerfälligen Konglomerat zum flexiblen Flottenverband - nach der Windkraft und der Medizintechnik. Die Strategie sollte aufgehen und neue Werte schaffen. Langfristig bleibt der Industrieriese ein Basisinvestment.