Die Fusion der Mobilitätssparte von Siemens mit dem französischen Wettbewerber Alstom ist beschlossene Sache. Mit dem Deal treibt Konzernchef Joe Kaeser seine Holding-Strategie weiter voran. Sowohl bei Analysten und Anlegern als auch bei Politikern und Gewerkschaften findet der Plan großen Anklang.
Alle Beteiligten erkennen die Notwendigkeit, sich als europäischer Champion zusammenzuschließen, um dem chinesischen Marktführer CRRC Paroli zu bieten. Gemeinsam kommt das Unternehmen auf einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro – dieser soll bis 2023 um vier Prozent jährlich auf über 20 Milliarden Euro wachsen. Die bereinigte operative Ergebnismarge soll im gleichen Zeitraum von acht Prozent auf elf bis 14 Prozent steigen. Zum Vergleich: CRRC kam zuletzt auf Erlöse von 28,6 Milliarden Euro und eine EBIT-Marge von acht Prozent.
Siemens wird künftig 50,7 Prozent des Gemeinschaftsunternehmens halten. Eigentlich hätten die von Siemens eingebrachten Geschäfte vor allem aufgrund der höheren Profitabilität einen größeren Anteil gerechtfertigt. Um das Wohlwollen der französischen Regierung zu erhalten, wälzt der DAX-Riese Lasten im Volumen von 700 Millionen Euro auf den neuen Bahntechnikkonzern ab. Damit wird der Wert der eigenen Aktivitäten gemindert und Frankreich rechtfertigt eine „Partnerschaft unter Gleichen“. Für Siemens bietet die Transaktion zudem den Vorteil, dass diese cashneutral ist – die Verschuldung bleibt also unverändert.
So geht es weiter
Das künftige Unternehmen wird von Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge geführt und hat seinen Sitz in Paris. Der Aufsichtsrat wird dagegen von Siemens dominiert, die Deutschen stellen auch den Vorsitz. Mindestens 470 Millionen Euro an Synergien sollen sich vier Jahre nach dem Closing durch den Zusammenschluss ergeben. Siemens Alstom will dabei von der Digitalkompetenz von Siemens profitieren und erwartet vor allem in der Signaltechnik Unterstützung. Trotz Beschäftigungsgarantie über vier Jahre wird der Zusammenschluss allerdings nicht ohne Stellenstreichungen ablaufen, so Kaeser. Zu Verkäufen von Teilen des Portfolios nahmen die Konzerne dagegen noch keine Stellung.
Auf dem Weg nach oben
Nach der Windkraft wird nun auch die Mobilitätssparte ausgegliedert. Mit der Medizintechnik-Sparte Healthineers steht das nächste IPO bereits in den Startlöchern. Siemens geht seinen Weg konsequent weiter und verleiht den einzelnen Bereichen mehr Eigenständigkeit. An der Börse kommt das gut an. Zudem ist die Stellung bei der Industrie 4.0 glänzend. Die Aktie dürfte den Weg nach oben fortsetzen. Anleger geben kein Stück aus der Hand, Neueinsteiger können zugreifen.