Wie der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers am Donnerstag mitgeteilt hat, übernimmt der Konzern das börsennotierte US-Unternehmen Corindus für insgesamt 1,1 Milliarden US-Dollar in bar. Dabei zahlt die Siemens-Tochter 4,28 Dollar je Aktie. Dies entspricht einem Aufschlag von 77 Prozent im Vergleich zum Kurs von Corindus am Mittwochabend.
Corindus entwickelt, produziert und vertreibt mit rund 100 Mitarbeitern robotergestützte Systeme für minimalinvasive Gefäßeingriffe. Die Transaktion soll Ende des Jahres abgeschlossen sein und steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch Behörden und Aktionäre von Corindus. Noch ist das Unternehmen klein: 2018 kam Corindus auf einen Umsatz von 10,8 Millionen Dollar und machte einen Verlust von knapp 35 Millionen Dollar. Healthineers-Finanzchef Jochen Schmitz hob jedoch in einer Analystenkonferenz das Wachstumspotenzial hervor und zeigte sich zuversichtlich, dass Corindus ab 2023 positiv zum Ergebnis beitragen wird. Finanziert wird die Übernahme durch ein Darlehen der Konzernmutter Siemens. Siemens-Vorstand und Healthineers-Aufsichtsratschef Michael Sen erklärte auf Twitter, die Übernahme von Corindus passe "perfekt" zur Healthineer-Strategie.
Das Geschäftsfeld Advanced Therapies, das sich der Präzisionsmedizin widmet, ist mit einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro für 2017/18 die kleinste Sparte von Healthineers, das auf einen Gesamtumsatz von 13,4 Milliarden Euro kommt, wächst aber aktuell mit am stärksten. Zudem erzielt das Geschäft robuste Margen. Es ist die erste große Übernahme von Healthineers seit dem Börsengang im vergangenen Jahr.
Viele Analysten bewerten den Kaufpreis allerdings als recht hoch. Auch Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank bemängelte den hohen Aufschlag. Strategisch sei die Übernahme jedoch sinnvoll, denn sie stärke das Wachstum im Segment Präzisionsmedizin. Er bestätigte deswegen seine „Buy"-Empfehlung mit einem Kursziel von 45 Euro.
Für die Aktie von Siemens Healthineers ist wichtig, dass die 200-Tage-Linie schnell zurückerobert werden kann. Um das angeschlagene Chartbild jedoch komplett in ein positives zu wandeln, muss auch der Ausbruch über die 40-Euro-Marke gelingen. DER AKTIONÄR bleibt zuversichtlich, dass dies bald gelingen kann. Insgesamt ist das Unternehmen gut aufgestellt, die Aktie bleibt ein Basisinvestment.
(Mit Material von dpa-AFX)