Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers setzt auf ein fortgesetztes Wachstum in einem milliardenschweren Gesundheitsmarkt. So wolle das Unternehmen nicht nur das bestehende Geschäft ausweiten, sondern auch in neue Märkte vordringen, erklärten Vorstandschef Bernd Montag und sein Finanzvorstand Jochen Schmitz in einem Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Dabei setzen die beiden Manager sowohl auf Wachstum aus eigener Kraft als auch auf Zukäufe.
Man habe die Augen offen, sagte Montag. Zuletzt hatte die Siemens-Tochter unter anderem ihr noch kleines aber margenstarkes Geschäftsfeld mit der Präzisionsmedizin durch die 1,1 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Corindus gestärkt, einem Hersteller robotergestützter Systeme für minimalinvasive Gefäßeingriffe. "Corindus muss nicht das letzte Wort sein", erklärte Montag. Dabei setzt Healthineers vor allem auf ergänzende Zukäufe.
Mit Corindus setzt Healthineers auch auf neue Technologien, die einen klinischen Megatrend bedienen in Zeiten, wo im Gesundheitswesen gespart werden muss und das Personal knapp ist. Kleine, präzise Eingriffe senken nicht nur die Belastung für die Patienten, sondern führen auch zu kürzeren Verweildauern in Krankenhäusern und senken damit auch die Gesundheitskosten. Ob Eingriffe am Herzen oder künftig in der Onkologie, das Healthineers-Management sieht hier großen Spielraum für Innovationen. So könnten Operationen etwa künftig auch aus der Ferne gesteuert werden.
Digitalisierung und Automatisierung sind daher auch zwei Schwerpunkte für künftiges Wachstum, wie Montag erklärte. Auch in der Bildgebung, dem Geschäft, das am stärksten zu Umsatz und Ergebnis beiträgt, forciert Healthineers neue Produkte. So stellte der Konzern Anfang Dezember auf einem Radiologenkongress in den USA zwei auf künstlicher Intelligenz basierende Software-Assistenten für die Magnetresonanztomographie vor.
Die Aktie von Siemens Healthineers hat vor Kurzem bei 44,80 Euro ein neues Allzeithoch markiert. Derzeit gönnt sich das Papier eine Verschnaufpause nach der starken Rallye zuletzt. Analystin Veronika Dubajova von der US-Investmentbank Goldman Sachs zeigt sich derweil skeptisch, dass die Aktie demnächst neue Höchststände erreichen kann. An ihrer fundamentalen Einschätzung für den Medizintechnikkonzern habe sich nach einem Treffen mit dem Management nichts geändert. Mit ihren Prognosen für 2021 und 2022 liegt sie weiterhin unter den Zielen des Managements. Ihr Kursziel lautet 38,00 Euro.
DER AKTIONÄR bleibt hingegen deutlich optimistischer. Auch wenn das Papier nun wohl erstmal weiter konsolidieren wird, was angesichts des jüngsten starken Anstiegs, nicht ungewöhnlich ist, sollte die Aktie mittelfristig in Richtung 50-Euro-Marke zulaufen. Siemens Healthineers bleibt ein Basisinvestment. Ein Rücksetzer würde eine gute Kaufchance bieten.
(Mit Material von dpa-AFX)