Nach dem starken Lauf der vergangenen Tage trägt die Aktie von Siemens Energy heute mit einem deutlichen Minus die rote Laterne im MDAX. Die Siemens-Tochter wird vom Rivalen General Electric verklagt, sich unrechtmäßig Aufträge gesichert zu haben. Das sorgt für Unsicherheit – nach der jüngsten Rallye ist eine Korrektur aber auch nicht ungesund.
GE wirft Siemens Energy unfaire Wettbewerbspraktiken vor. Ein Mitarbeiter soll laut der bei einem Bundesbezirksgericht in Virginia eingereichten Klageschrift vertrauliche Informationen vom Rivalen erlangt haben, die Siemens Energy für die eigenen Angebote nutzte. So habe sich der Rivale mehrere lukrative Gasturbinen-Aufträge im Volumen von Milliarden an Dollar gesichert.
Reaktion von Siemens Energy
Ein Sprecher von Siemens Energy sagte am Freitag, noch sei die Klage nicht zugestellt worden. Sobald die Klageschrift vorliege, werde der Konzern sie "mit der gebotenen Sorgfalt" prüfen. Dabei bestätigte der Sprecher einen Fall aus dem Jahr 2019, bei dem wettbewerbsrelevante Daten zwischen Siemens Energy und einem potenziellen Kunden ausgetauscht worden seien. Siemens Energy habe den Fall damals durch die eigene Compliance-Abteilung und mithilfe einer externen Kanzlei aufgedeckt und seine Erkenntnisse sowohl gegenüber dem Kunden als auch den Wettbewerbern offengelegt, hieß es weiter.
Als Reaktion habe Siemens Energy unter anderem Disziplinarmaßnahmen gegenüber betroffenen Mitarbeitern vorgenommen, bis hin zur Trennung vom Unternehmen. Die vertraulichen Informationen seien zudem aus allen internen Systemen gelöscht worden, einschließlich Datenbanken und Preismodellen. Integrität sei "die Grundlage unserer Geschäftsprinzipien" und dürfe "unter keinen Umständen" in Frage gestellt werden, erklärte Siemens Energy.
Die Vorwürfe von GE drücken auf den Kurs. Ob die Klage Erfolg hat, wird sich noch zeigen müssen – die Unsicherheit kommt an der Börse aber nicht gut an. Der Fokus bei Siemens Energy liegt aber ohnehin nicht mehr so stark auf den Gasturbinen. Die Windtochter Siemens Gamesa und das lukrative Service-Geschäft sind attraktiver. Anleger bleiben deshalb trotz GE-Klage vorerst dabei und lassen die Gewinne laufen.
Mit Material von dpa-AFX