Selten war eine Entscheidung für eine Aufnahme in den deutschen Leitindex so knapp: Nach wie vor scheiden sich die Geister, ob es dem Energiekonzern Siemens Energy gelingt, noch in diesem Monat in den DAX aufzusteigen. Zugleich hat der Kochboxen-Lieferant HelloFresh wohl großes Pech, denn er schrammt nur haarscharf an einer Aufnahme in die erste Börsenliga vorbei. Experten zufolge scheitert das Unternehmen wohl nur deshalb, weil es seine Jahreszahlen nicht bereits Ende Februar vorgelegt hat.
Denn erstmals gilt im Zuge der Index-Reform der Deutschen Börse ein Mix aus alten und neuen Regeln für die Überprüfung der DAX-Familie. Zwar wird das deutsche Börsenbarometer erst im September auf 40 Mitglieder aufgestockt und der MDAX entsprechend um zehn Mitglieder auf 50 verringert, doch andere wesentliche Änderungen treten bereits nach und nach in Kraft.
Eine davon ist, dass ein DAX-Kandidat zwei Jahre in Folge ein positives operatives Ergebnis (Ebitda) vorweisen muss. HelloFresh hat das laut den am 2. März vorgelegten Jahreszahlen zwar geschafft, doch die Deutsche Börse wird das wohl nicht mehr berücksichtigen, da der abgeschlossene Monat Februar Grundlage ihrer Überprüfungen ist.
Mit Blick auf Siemens Energy als DAX-Aufsteiger indes ist Index-Experte Yohan Le Jallé von der Société Générale positiv gestimmt, Analystin Silke Schlünsen vom Investmenthaus Stifel dagegen skeptisch. Sie räumt dem Unternehmen aber immer noch eine minimale Chance für eine Aufnahme ein. Sollte es zu einem Wechsel kommen, dann müsste Beiersdorf ausscheiden, sind sich die beiden Experten jedenfalls einig.
Die Deutsche Börse wird den DAX am Mittwochabend, 3. März, erstmals regulär überprüfen. Bisher gab es nur einmal jährlich im September eine reguläre Überprüfung. Alle anderen quartalsmäßigen Prüfungen im DAX waren außerordentlich. Das bedeutete stets, dass dann die Aufnahme-Regelungen für Nicht-DAX-Mitglieder schärfer und die Abstiegsregeln für DAX-Mitglieder weniger scharf waren.
Die Umsetzung etwaiger Änderungen erfolgt zum Montag, 22. März. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden (ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.
Die Anleger bei Siemens Energy sind zuletzt in eine abwartende Haltung übergegangen, das Papier tendiert seitwärts. Eine wichtige Unterstützung stellt das Januartief dar. DER AKTIONÄR bleibt mittelfristig aber ganz klar optimistisch. Größere Rücksetzer sind hier Kaufkurse.
(Mit Material von dpa-AFX)