Die Spannung im Bietergefecht um den französischen Alstom-Konzern nimmt wieder zu. Siemens-Chef Joe Kaeser hat sich zwei Partner ins Boot geholt. Mit dem japanischen Joint-Venture-Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) und der Hitachi-Gruppe könnte dem Angebot des US-Rivalen General Electric Paroli geboten werden.
Am Sonntag werden die Siemens-Aufseher entscheiden, ob tatsächlich ein Angebot für Alstom abgegeben wird. Wenige Tage vor dem Ablauf der selbst gesetzten Entscheidungsfrist schlägt Siemens mit der Kooperation allerdings einen überraschenden Weg ein. Bezüglich der Aufteilung der Sparten wird bereits darüber spekuliert, wie die Partner die Happen unter sich aufteilen könnten.
Die Gasturbinen könnten dabei an Siemens gehen, die Dampfturbinen und Übertragungsnetze an ein Gemeinschaftsunternehmen von MHI und Hitachi. Damit könnte der DAX-Konzern möglichen Kartellproblemen einer Solo-Offerte ausweichen – und würde zugleich weniger vielversprechende Sparten an die Japaner weiterreichen.
Kritik aus Frankreich
In Frankreich stieß das Modell zunächst jedoch auf wenig Gegenliebe. Die neuen Pläne kämen einer echten Zerschlagung des französischen Industrieunternehmens gleich, hieß es im Alstom-Umfeld. Von Anfang an hatte sich der französische Konzern hinter die Offerte von GE gestellt. Anders sah es bei der Regierung in Paris aus: Sie hatte immer zu verstehen gegeben, dass sie eine europäische Lösung favorisieren würde. Wie sich damit nun der Einstieg eines japanischen Unternehmens vertragen würde, bleibt abzuwarten.
Eigene Probleme
Aber auch bei Siemens gibt es skeptische Stimmen. Das Problem: Der Alstom-Deal würde unabhängig von einer Partnerschaft Management-Kapazitäten und finanzielle Ressourcen binden, die für die eigene Neuausrichtung gebraucht werden. Denn erst Anfang Mai hatte Kaeser den größten Konzernumbau seit Jahren bei Siemens auf den Weg gebracht. In den vergangenen Wochen kam deshalb immer wieder die Frage auf, ob der Vorstandschef dem Unternehmen nicht zu viel zumutet.
Bald dreistellig
In letzter Zeit hat der Alstom-Poker die Schlagzeilen bestimmt. Doch der massive Umbau unter Joe Kaeser dürfte sich unabhängig von diesem Deal bald auszahlen. Die Siemens-Aktie dürfte bald wieder dreistellig notieren. DER AKTIONÄR ist vom Potenzial des Konzerns überzeugt und sieht das Kursziel bei 125 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)