Shell und TotalEnergies haben heute ihre Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Wegen der im Jahresvergleich deutlich niedrigeren Öl- und Gaspreise sanken die Gewinne der beiden Energieriesen stärker als erwartet. Eine aus strategischer Sicht ebenfalls Enttäuschung ist die Tatsache, dass die Vorstände beider Konzerne sich weiter eher der kurzsichtigen Kurspflege verpflichtet sehen.
Bei TotalEnergies sank das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis um rund die Hälfte auf fünf Milliarden Dollar und damit stärker als Analysten erwartet hatten. Die Franzosen heben dennoch die Quartalsdividende um sieben Prozent auf 0,74 Euro je Anteilschein an. Darüber hinaus plant der Konzern, im dritten Quartal Aktien im Volumen von zwei Milliarden Dollar zurückzukaufen.
Shell hat indes mit 3,1 Milliarden Dollar fast zwei Drittel weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz verringerte sich um 14 Prozent auf 75 Milliarden Dollar. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss sank um 47 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar. Auch die Briten schnitten damit schlechter ab, als Experten im Vorfeld erwartet hatten. Indes kündigte Shell – wieder einmal – weitere Aktienrückkäufe an.
Ganz klar, die anhaltend hohen Summen, die Shell und TotalEnergies in Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen stecken, dürften den Kursen kurzfristig helfen. Dennoch bleibt es aus strategischer Sicht ein absolutes Armutszeugnis, gerade in der jetzigen Phase, in der sich viele Firmen für eine neue Energiewelt aufstellen, keine innovativeren Ideen zu haben und lediglich kurzsichtige Kurspflege zu betreiben. Zwar tätigen die beiden Energieriesen vereinzelt mutigere Investitionen in E-Mobilität, Wasserstoff und Erneuerbare Energien. Ob dies aber ausreichen wird, damit beide Firmen auch in einer neuen Energiewelt zur absoluten Weltspitze zählen werden, ist aktuell noch unklar.
Trotz der eher wenig berauschenden Zahlen und der chronischen Mut- und Ideenlosigkeit der Vorstände bleiben die beiden günstig bewerteten Blue Chips nach wie vor attraktive Investments. Wer bei Shell investiert ist, sollte die Position mit einem Stopp bei 20,50 Euro absichern. Bei TotalEnergies bietet sich hierfür die Marke von 46,00 Euro an.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: TotalEnergies.