Der britische Energieriese Shell steht vor einer wichtigen Entscheidung. Offenbar erwägt das Vorstandsteam um CEO Wael Sawan den Verkauf der Chemie-Assets in Europa und in den USA. Dies berichtete das Wall Street Journal (WSJ) am Wochenende unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Shell wollte sich dazu bislang nicht äußern.
Dem Bericht zufolge sollen die Briten bereits Morgan Stanley mit der Durchführung einer strategischen Überprüfung der Chemieaktivitäten beauftragt haben. Mögliche Kaufinteressenten seien vor allem Private-Equity-Firmen oder auch Konzerne aus dem Nahen Osten, die dem Beispiel von Adnoc folgen könnten. Der Ölriese aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat sich kürzlich die Mehrheit am deutschen Chemiekonzern Covestro gesichert.
Das Wall Street Journal schreibt, dass sich die Prüfung noch in einem relativ frühen Stadium befinde. Im Shell-Vorstand soll dazu noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen worden sein. Zum aktuellen Trend in der Firmenpolitik würde eine Veräußerung der Chemie-Aktivitäten in Europa und in den USA allerdings auch passen. So will sich Shell-Chef Wael Sawan vor allem darauf konzentrieren, die Kosten zu verringern und den Energieriesen auf die derzeit profitabelsten Bereiche Öl, Gas und Biokraftstoffe zu fokussieren. Bei den Erneuerbaren Energien hat er hingegen auf die Bremse getreten. Und auch im Chemiebereich gab es bereits Verkäufe. So trennte sich Shell im Vorjahr von einem großen Raffinerie- und Chemiezentrum in Singapur.
Es dürfte spannend werden, wie tiefgreifend letztlich der Konzernumbau beim Energieriesen ausfallen wird. Die Anteilscheine des strategisch gut aufgestellten Unternehmens mit solider Bilanz sind mit einem KGV von 9 sowie einem KBV von 1,1 weiterhin günstig bewertet und locken mit einer stattlichen Dividendenrendite von mehr als vier Prozent. Der Stoppkurs kann weiterhin bei 26,00 Euro belassen werden.