Die Aktie des britischen Energieriesen Shell ist zu günstig. Diese Ansicht vertritt die US-Investmentbank Goldman Sachs bereits seit längerer Zeit. Nun hat sich deren Analyst Michele della Vigna wieder zu Wort gemeldet. Dabei hat er die Shell-Anteile erneut mit einem Kursziel von 45 Euro eingestuft und das Anlagevotum auf "Buy" belassen.
Daraus errechnet sich ausgehend vom gestrigen Schlusskurs Aufwärtspotenzial von 44 Prozent. Er betonte, die Aussagen des Ölkonzerns zum dritten Quartal belegten eine ordentliche operative Entwicklung. Er überarbeitete seine Schätzungen.
Auch das Analysehaus Jefferies hat Shell mit "Buy" eingestuft. Das Kursziel wurde bei 3.100 Britische Pence (umgerechnet 36,96 Euro) belassen. Die Aussagen des Ölkonzerns zum vergangenen Quartal seien mit Blick auf die Sorgen über den Gashandel in den letzten Wochen insgesamt erwartungsgemäß ausgefallen, schrieb Analyst Giacomo Romeo
Ölpreise schnaufen durch
Indes hat sich die Lage am Ölmarkt nach dem jüngsten Höhenflug der Preise am Dienstag erst einmal beruhigt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember fiel zuletzt um 2,57 Dollar auf 78,36 US-Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im November ging um 2,44 Dollar auf 74,71 Dollar zurück.
An den Finanzmärkten zeigte sich eine allgemein etwas trübere Stimmung, die auch die Ölpreise mit nach unten zog. Marktbeobachter verwiesen auf jüngste Aussagen der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission in China zu geplanten Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Diese wurden nach Einschätzung von Marktstrategen der Deutschen Bank als enttäuschend aufgenommen, weil keine neuen Details zu den Maßnahmen genannt worden seien.
Trotz des aktuellen Preisdämpfers hat sich Rohöl der Sorte Brent seit Beginn des Monats etwa neun Prozent verteuert und ist zu Beginn der Woche erstmals seit August wieder über die Marke von 80 Dollar je Barrel gestiegen. Preistreiber war vor allem die Sorge einer geopolitischen Eskalation im Nahen Osten.
Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Carsten Fritsch von der Commerzbank habe der Ölmarkt aber "erstaunlich gelassen auf die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten reagiert". Er wies darauf hin, dass der Brentölpreis noch immer niedriger notiere als vor dem Überfall der Hamas auf Israel vor einem Jahr. Bisher sei es zu keinem Ausfall von Öllieferungen gekommen, da Ölproduzentenländer nicht direkt im Konflikt involviert seien, sagte Fritsch.
"Noch halten sich Angebot und Nachfrage am Ölmarkt in etwa die Waage", heißt es in einer Analyse der Dekabank. Eine geplante Erhöhung der Fördermengen durch den Ölverbund Opec+ von über zwei Millionen Barrel täglich würde aber die Zunahme des Ölkonsums im kommenden Jahr übersteigen, was einen Preisrückgang zur Folge hätte.
DER AKTIONÄR bleibt ebenfalls bullish: Shell verfügt darüber hinaus über eine solide Bilanz und eine günstige Bewertung. Wer bei der Dividendenperle (aktuell lockt hier eine Rendite von vier Prozent) investiert ist, sollte dabeibleiben. Der Stoppkurs sollte bei 26,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX