Es war der Kracher am frühen Dienstagmorgen: Wesfarmers will den Seltenen-Erde-Produzenten Lynas übernehmen. Für die Lynas-Aktionäre war das eine angenehme Überraschung, legte die Aktie doch aus dem Stand rund 40 Prozent zu. Doch das Lynas-Management ist alles andere als erfreut über die Offerte und weist sie zurück. Lynas ist mehr wert als die 2,25 Australischen Dollar je Aktie, die Wesfarmers in Cash geboten hat.
Umgerechnet hat Wesfarmers also 1,5 Milliarden Australische Dollar für Lynas geboten. Doch das ist auch nach Ansicht einiger Analysten zu wenig. Lynas sei wenigstens 2,5 Milliarden Australische Dollar wert, sagt beispielsweise CLSA-Analyst Dylan Kelly. Die Frage muss aber an dieser Stelle gestattet sein: Wenn das Unternehmen rund eine Milliarde Australische Dollar mehr wert ist, als der jetzige Kurs reflektiert. Warum wurde die Aktie über den gesamten Zeitraum ein gutes Stück tiefer gehandelt.
Genehmigung bleibt das Problem
Die Antwort auf diese Frage liegt sicherlich in den Problemen, die Lynas zuletzt – wieder einmal – in Malaysia hatte. Lynas hat die Lizenz zur Produktion bis September. Eine Verlängerung gab es bislang nicht. Lynas sollte die Abfallprodukte außer Landes schaffen. Was eine Herkulesaufgabe sein dürfte. Und um diese Genehmigung dreht sich derzeit alles. Wird sie verlängert, dann dürfte Lynas tatsächlich einen höheren Wert haben als von Wesfarmers geboten, wird sie hingegen verweigert und muss die Produktion (vorerst) mit dem September beendet werden, dann wäre ein finanzkräftiger Partner wie Wesfarmers ein Segen für das Unternehmen. Lynas alleine könnte dann nämlich in einen finanziellen Engpass kommen.
Kurzum: Das Lynas-Management pokert hoch. Gut möglich, dass das Management jetzt schon Hinweise hat, dass die Genehmigung verlängert wird. Gut möglich, dass man auf einen weiteren Bieter hofft. Gut möglich auch, dass man das Angebot einfach nur in die Höhe treiben wird. Doch die Gefahr ist natürlich, dass Wesfarmers sein Angebot zurückzieht. In diesem Fall könnten die Lynas-Aktionäre dann in die Röhre schauen, da der Aktienkurs vermutlich wieder nachgeben wird.
Was also tun? Sicherlich gibt es die Chance, dass das Angebot noch einmal erhöht wird. Doch Anleger sollten einen Teil ihrer Gewinne auf dem aktuellen Niveau mitnehmen. Das Risiko, dass Wesfarmers einfach das Angebot zurückzieht, ist nicht von der Hand zu weisen.