In den USA notierte Solaraktien bekommen aktuell keinen Fuß auf den Boden. Trotz relativer Stärke bei Tech-Werten landeten die Papiere von Enphase Energy, SolarEdge und Co gestern erneut am Ende der Kurstafeln. Damit hält die Talfahrt der vergangenen Tage und Wochen an.
Einerseits war das erste Quartal laut des Branchenverbandes Solar Energy Industries Association (SEIA) das Beste aller Zeiten: Mit einer Leistung von 6,1 Gigawatt wurden in den USA noch nie zuvor so viele Solaranlagen neu installiert. Das entspricht einem Plus von 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sollen auch dank der durch den Inflation Reduction Act zur Verfügung gestellten Subventionen in den kommenden fünf Jahren mehr als 200 Gigawatt neu installiert werden. Ein Segen für die Solarindustrie und damit auch Rückenwind für die Aktien - möchte man zumindest meinen.
Die nämlich sprechen aktuell eine andere Sprache und verlieren nach einer starken Performance zum Ende des alten Jahres beständig an Boden. Einerseits sind Konsolidierungen nach scharfen Rallys die Regel und nicht die Ausnahme, andererseits sind zumindest einige der Charts inzwischen so angeschlagen, dass eine nachhaltige Trendwende zu befürchten ist. Ein Überblick:
Noch einen recht vernünftigen Eindruck machen die Papiere von Canadian Solar. Hier ist der im vergangenen Jahr gestartete Aufwärtstrend noch intakt. Allerdings geraten die gleitenden Durchschnitte zunehmend unter Druck. Solange es den Bullen aber gelingt, diese bzw. spätestens die Aufwärtstrendlinie zu verteidigen, sollte die konstruktive Kursentwicklung nicht nachhaltig gefährdet sein.
Beim Hersteller von Wechselrichtern dürften die Bullen ihre Chance, die Aktie aus dem Abwärtstrend zu katapultieren, vorerst vergeben haben. Das Abprallen der Aktie an der Abwärtstrendlinie bzw. am 50-Tage-Durchschnitt hat sich gestern noch verstärkt. In den kommenden Tagen wird sich zeigen müssen, was der Unterstützungsbereich zwischen 155 und 150 Dollar tatsächlich wert ist. Sollte dieser verteidigt werden können, bietet ein Einstieg ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
Auf eine in den vergangenen Monaten ganze starke Performance blickt First Solar zurück. Das Minus von 20 Prozent gegenüber dem bei 232 Dollar markierten Hoch schmerzt zwar, die überwältigende Zahl der in den vergangenen Jahren eingestiegenen Investoren dürfte aber noch satt im Plus sein, sodass First Solar gegenwärtig die besten Chancen hat, sich der Branchenschwäche zu entziehen. Die 200-Tage-Linie bei aktuell 172 Dollar sollte allerdings nicht nachhaltig unterschritten werden.
Einen ganz schwachen Eindruck hinterlassen aktuell die Papiere von SolarEdge. Nicht nur ist die Aktie in den vergangenen Tagen weit unter die gleitenden Durchschnitte gerutscht, gestern geriet darüber hinaus noch die Horizontalunterstützung bei 250 Dollar unter Druck. Zu allem Überfluss markierte die Aktie ein neues Verlaufstief. Zwar besteht angesichts des mit 28 Zählern inzwischen überkauften RSI die Chance auf einen Rebound, der allerdings dürfte angesichts der übergeordneten Schwäche kaum nachhaltig sein.
Gewinnmitnahmen, die Furcht vor Überkapazitäten und Insider-Verkäufe setzen Solaraktien aktuell trotz der Ausbaubemühungen nicht nur der Biden-Regierung stark unter Druck. Während Canadian Solar und First Solar noch einen ganz guten Eindruck machen, sind Enphase Energy und SolarEdge angezählt. Hier drohen weitere Verluste.