Mit Aussagen zur zukünftigen Zinspolitik hat die amerikanische Notenbank am Mittwoch ein Kursfeuerwerk an der New Yorker Wall Street entfacht. Im Fokus der Anleger standen dabei insbesondere jene Tech-Schwergewichte, die zuletzt unter den düsteren Wirtschaftsaussichten gelitten hatten.
Der Dow Jones beendete den Handelstag 734 Punkte oder 2,2 Prozent höher bei 34.587 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 3,1 Prozent auf 4.079 Zähler nach oben und für den technologielastigen Nasdaq Composite Index sogar um 4,4 Prozent auf 14.468 Punkte. Der Index schloss damit auf dem höchsten Stand seit Mitte November, der Dow Jones auf dem Hoch seit April.
Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, hat künftig kleinere Zinsschritte in Aussicht gestellt. "Der Zeitpunkt für eine Verringerung der Zinserhöhungen könnte schon auf der Dezember-Sitzung kommen", sagte Powell am Mittwoch in Washington auf einer Veranstaltung des Instituts Brookings. Gleichzeitig stellte er jedoch weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht.
Eine restriktive Geldpolitik sei noch für einige Zeit notwendig. Der Zinsgipfel dürfte noch etwas höher liegen als im September signalisiert. Damals hatte die Fed laut den Projektionen der Mitglieder im Median einen Zinsgipfel von 4,6 Prozent prognostiziert. Schließlich sei die Inflation immer noch zu hoch, so Powell. Man brauche mehr Signale für eine rückläufige Inflation.
Auf der jüngsten Sitzung Anfang November hatte die Fed ihren Leitzins zum vierten Mal in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Die Fed hat im laufenden Jahr die Leitzinsen bereits von fast null auf aktuell 3,75 bis 4,0 Prozent angehoben. An den Finanzmärkten wird überwiegend erwartet, dass die Fed ihren Leitzins Mitte Dezember um 0,50 Prozentpunkte anheben wird.
Zu den großen Gewinnern am Markt zählten am Mittwoch die Schwergewichte der Techszene. Die Aktie von Apple etwa schnellte um 4,8 Prozent in die Höhe auf 148,05 Dollar, Amazon um 4,5 Prozent auf 96,54 Dollar und Microsoft sogar um 6,2 Prozent auf 255,14 Dollar. Stärkster Wert unter den Techfirmen waren Netflix mit +8 Prozent und Tesla mit einem Zuwachs von 7,6 Prozent.
An den Devisenmärkten trieb die Aussicht auf kleinere Zinsschritte in den USA den Euro nach oben. Der US-Dollar geriet dagegen zu den großen Währungen unter Druck. Der Euro stieg zuletzt auf 1,0392 Dollar und überwand vorübergehend die Marke von 1,04 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0376 (Dienstag: 1,0366) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9637 (0,9646) Euro gekostet.
Die Aktien von Boeing stiegen zunächst um fast drei Prozent, gaben die Gewinne aber teilweise wieder ab. Der Flugzeugbauer kann bei der gefährdeten Zulassung zweier Versionen des Jets 737 Max laut Insidern auf einen Kompromiss mit dem Gesetzgeber hoffen. Boeing beendete den Handelstag mit plus 2 Prozent bei 178,88 Dollar.
Nach Quartalszahlen von Workday sprangen die Aktien um 17 Prozent hoch. Der Anbieter von Cloud-basierter Software für Rechnungswesen und Personalverwaltung ist etwas optimistischer geworden und hat zudem ein neues Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Abgestraft wurden dagegen die Aktien von Crowdstrike mit minus 14 Prozent. Der Spezialist für Cybersicherheit enttäuschte mit dem Umsatzziel für das laufende Quartal.
Mit dem irischen Arzneimittelhersteller Horizon Therapeutics verhandeln derzeit die Pharmakonzerne Amgen , Janssen und Sanofi über eine Übernahme. Das verhalf dem Aktienkurs zu einer Rally von 27 Prozent. Horizon ist spezialisiert auf Entzündungen und seltene Krankheiten.
Von neuen Studiendaten zum Alzheimer-Mittel Lecanemab profitierten die Papiere von Biogen , sie verteuerten sich um 4,7 Prozent und erreichten ein neues 52-Wochenhoch bei 305,17 Dollar. Das an der Börse jüngst bereits als womöglich großer Erfolg gefeierte Mittel zeigte in klinischen Tests positive Ergebnisse. Allerdings werden mit dem Medikament auch Todesfälle in Verbindung gebracht.
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