Die Stimmung an der New Yorker Wall Street hat sich nach dem starken Jahresauftakt und einem behaupteten Handelsstart am Donnerstag weiter eingetrübt. Details aus dem Notenbank-Protokoll hatten bereits für einen schwachen Handelsschluss am Mittwoch gesorgt. Die führenden Aktien-Indizes schlossen allesamt im Minus.
Der Dow Jones Industrial ging mit einem Abschlag von 0,5 Prozent auf 36.236 Punkten in den Feierabend. Dem S&P 500 behauptete sich knapp und schloss mit minus 0,2 Prozent auf 4.692 Zählern.
Und auch die technologielastigen Nasdaq-Börsen, die ohnehin schon schwach in das neue Jahr 2022 gestartet waren, gaben leicht nach. Der Auswahlindex Nasdaq 100 endete 0,15 Prozent niedriger bei 15.765 Punkten.
Auch die Kurse von US-Staatsanleihen haben ihre Verluste im Handelsverlauf etwas ausgeweitet. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel um 0,28 Prozent auf 128,56 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 1,73 Prozent.
Starke Auftragseingangsdaten aus der Industrie und wenn auch etwas schwächer als erwartete, aber immer noch starke ISM-Stimmungsdaten aus dem Dienstleistungsgewerbe sorgten für eine Zurückhaltung unter den Anlegern. Denn: Wachstumszweifel seien nach diesen Daten "nicht angebracht", kommentierte Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba. Zwar forcierten sie die Erwartungen an bald steigende Zinsen in den USA nicht zusätzlich, allerdings seien "diese bereits deutlich ausgeprägt".
Dass die Zinsen bald angehoben werden, daran hatte die US-Notenbank (Fed) in ihren am Vortag veröffentlichten Minutes keinen Zweifel gelassen. Darüber hinaus hatten sich einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses dafür ausgesprochen, auch schon kurz nach der ersten Zinserhöhung mit der Verringerung der Bilanzsumme der Notenbank zu beginnen. Das habe die Märkte insofern überrascht, da die Fed-Protokolle eine recht aggressive geldpolitische Sicht der Notenbanker offenbart hätten, urteilte Analystin Birgit Henseler von der DZ Bank.
Unternehmensseitig standen im Dow die Aktien von Walgreens im Blick, die nach vorgelegten Zahlen für das erste Geschäftsquartal und angehobenen Jahreszielen 2,9 Prozent verloren. Die Drogerie- und Apothekenkette startete dank Corona-Impfungen und -Tests mit überraschend starken Zuwächsen in das neue Geschäftsjahr.
Tesla gaben zudem weiter nach. Die Anteile des E-Autoherstellers, die Anfang des Jahres noch etwas mehr als 1.200 US-Dollar pro Stück gekostet hatten, büßten 2,3 Prozent ein und näherten sich weiter der 1.000-Dollar-Marke.
Die Papiere des Branchenkollegen Rivian sackten zum Schluss um gut drei Prozent ab, nachdem sie im frühen Handel sogar auf ein Rekordtief von 75,13 Dollar gefallen waren. Der tags zuvor bekannt gewordene E-Transporter-Deal von Amazon mit dem Autobauer Stellantis – eine erste Lieferung soll es bereits 2023 geben – belastete unvermindert.
Auf Erholungskurs dagegen gingen die Meta Platforms-Papiere. Die Aktien der Facebook-Mutter gewannen 2,8 Prozent auf 333,20 Dollar.
Für Bed Bath & Beyond (BBBY) ging es zeitweise um 20 Prozent nach oben, zuletzt stand noch ein Plus von gut acht Prozent auf 14,49 Dollar zu Buche. Dabei war der Quartalsbericht des Einzelhändlers wegen Lieferengpässen eher durchwachsen ausgefallen und der Ausblick auf das vierte Quartal hinter den Markterwartungen zurückgeblieben. Positiv wurde allerdings die Marge im dritten Geschäftsjahresviertel hervorgehoben.
Auch Beyond Meat zählte mit plus 14,7 Prozent auf 67,06 Dollar zu den großen Tagesgewinnern. Am Vortag wurde bekannt, dass Kentucky Fried Chicken (Yum Brands) mit Beyond Meat pflanzenbasiertes 'Hühnerfleisch' einführen wird.
Sowohl Bed Bath & Beyond als auch Beyond Meat haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie haben in den vergangenen Monaten massiv verloren und wiesen in den vergangenen Wochen hohe Short-Quoten auf. Einer Studie des Analysehauses Schaeffers Research zufolge konnte in den vergangenen Jahren beobachtet werden, dass es im Januar oft mit besonders stark leerverkaufen Aktien auffällig deutlich aufwärts ging, schrieb das Handelsblatt kürzlich. Zuvor geshortete Aktien würden dann zurückgekauft. (Mit Material von dpa-AFX)