Die US-Aktienmärkte sind wegen neuer Zinsbedenken mit klaren Verlusten in die Woche gestartet. Vor dem Hintergrund recht starker Wirtschaftsdaten sank der Leitindex Dow Jones Industrial um 1,40 Prozent auf 33.947,10 Punkte. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,79 Prozent auf 3.998,84 Zähler, während es für den technologielastigen Nasdaq 100 um 1,73 Prozent auf 11 786,80 Zähler bergab ging.
Nach dem guten Lauf des Dow auf ein Hoch seit April wurde zu Wochenbeginn die Sorge wieder größer, dass der Spielraum für weitere Zinssteigerungen durch die US-Notenbank Fed doch größer sein könnte als zuletzt erhofft. Daher fiel der Index weiter von dem Zwischenhoch zurück. Ein überraschend guter ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor trug dazu bei. Gute Wirtschaftsdaten gelten in Zeiten hoher Inflation als Anzeichen, dass die Fed noch weiter an der Zinsschraube drehen kann, ohne die Wirtschaft zu sehr zu gefährden.
Anders als im verarbeitenden Gewerbe sei die Stimmung im US-Servicesektor weiterhin robust, urteilte Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Alles in allem sei zwar damit zu rechnen, dass die Fed das Tempo ihrer Zinserhöhungen bei der nächsten Sitzung reduzieren wird. Er sprach aber von einem Indiz, dass der Zins-Höhepunkt noch weiter entfernt liegen könnte als gedacht. Dazu passte auch, dass sich der Auftragseingang der US-Industrie im Oktober besser als erwartet entwickelt hat.
Die Zinssorgen überlagerten Signale einer leichten Lockerung der Corona-Politik Chinas, die zuvor die China-Börsen angetrieben hatten. Nach den Protesten gegen die Null-Covid-Maßnahmen führen mehrere Städte vorsichtige Erleichterungen ein. Dies trieb in New York zwar einzelne Aktien wie etwa die dort gehandelten Papiere chinesischer Konzerne an, aber nicht den Aktienmarkt als Ganzes. Die an der Nasdaq gehandelten Titel der Suchmaschine Baidu zum Beispiel gewannen 2,7 Prozent.
Die Papiere von Tesla sackten dagegen wegen Sorgen ums China-Geschäft um 6,4 Prozent ab. Der Elektroauto-Hersteller plant Kreisen zufolge, die Produktion in seinem Werk in Shanghai zu senken. Dies sei das jüngste Anzeichen dafür, dass die Nachfrage in China nicht den Erwartungen entspreche, hieß es. Geschätzt wird, dass die Produktion verglichen mit der Kapazität im Oktober und November um etwa 20 Prozent reduziert werden soll.
Im Dow setzten sich die Boeing-Aktien mit einem klaren Anstieg um 1,2 Prozent einsam an der Spitze ab. Am Markt hieß es, die Spekulation über einen Großauftrag von United Airlines wirke hier weiter positiv. Am Freitag hatten die Titel des Flugzeugbauers schon mit einem deutlichen Aufschlag von einem entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal" profitiert.
Ein auffälliger Nebenwert waren die Aktien von Iovance Biotherapeutics , die um 17,4 Prozent nach oben schnellten. Der Kurssprung wurde darauf zurückgeführt, dass mit Wayne Rothbaum ein Verwaltungsrats-Mitglied des biopharmazeutischen Unternehmens ein größeres Aktienpaket erworben hat.
Um mehr als 11 Prozent nach unten ging es dagegen für die Anteile der VF Corporation. Das für die Outdoor-Marken Timberland und The North Face bekannte Textilunternehmen kassierte nicht nur seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr, sondern verliert auch seinen Vorstandschef. Analyst Michael Binetti von der Credit Suisse nahm die damit entstehende Unsicherheit zum Anlass, um die Papiere auf "Neutral" abzustufen.
Der Kurs des Euro rutschte belastet von den Wirtschaftsdaten unter die Marke von 1,05 US-Dollar. Zuletzt wurden im New Yorker Handel 1,0488 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs vor der Veröffentlichung der US-Daten auf 1,0587 (Freitag: 1,0538) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9446 Euro gekostet.
Mit dem Aktienmarkt und den Spekulationen über das Ausmaß weiter Zinsanstiege erlitten auch US-Anleihen Kursverluste. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen fiel zuletzt um 0,70 Prozent auf 113,56 Punkte. Die Rendite in dieser Laufzeit stieg im Gegenzug auf 3,59 Prozent. (mit Material von dpa-AFX)