Das Musterverfahren der VW-Investoren wurde nach fast viermonatiger Unterbrechung am Montag in Braunschweig fortgesetzt. In dem Verfahren geht es um die Klagen von Anlegern, die sich nach Bekanntwerden des „Diesel-Dilemmas“ von Volkswagen falsch informiert gefühlt hatten. In diesem Anlegerprozess haben die Volkswagen AG und dessen Großaktionär, die Porsche SE, ein Schlappe einstecken müssen.
5 bis 7 Milliarden Euro stehen im Feuer
Nach vorläufiger Auffassung des Oberlandesgerichts Braunschweig ist auch das Wissen von Managern unterhalb der Vorstandsebene für die mögliche Information der Märkte entscheidend. Richter Christian Jäde machte am Montag aber auch klar, dass dies noch keine Vorentscheidung sei. Kläger-Anwalt Andreas Tilp sprach dennoch von einem "sehr guten Tag für die Kläger". VW-Anwalt Markus Pfüller erklärte, man teile die Auffassung des Gerichts nicht. Die Kläger fordern rund neun Milliarden Euro Schadenersatz. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Forderung als etwas überzogen an. „Neun Milliarden Euro werden wohl nicht erreicht werden. Nach meiner Einschätzung wird es über 5 Milliarden Kosten - vermutlich mit Rechtsanwaltskosten eher bei 7 Milliarden Euro", sagt Dudenhöffer.
Hintergrund: In dem Verfahren geht es um die Frage, ob VW die Märkte rechtzeitig über den Skandal um Millionen von manipulierten Dieselautos informiert hat. Eine "Ad-hoc-Mitteilung" im Abgasskandal hatte der Konzern am 22. September 2015 veröffentlicht. Aus Sicht der Kläger weitaus zu spät.
Volkswagen stellt die Weichen
Eine Niederlage für VW im Musterprozess würde weitere Milliarden kosten. Geld, das VW dringend für den Umbau benötigt. VW geht den Weg von der Herstellung von Verbrennern hin zu Elektro-, Wasserstoffautos und Hybriden so konsequent wie kein anderer Hersteller an. 44 Milliarden Euro will VW-Chef Diess in den nächsten Jahren investieren.
70 Neue Elektroflitzer bringt VW in den nächsten Jahren auf den Markt. Zudem fordert der VW-Chef vehement die Unterstützung der Regierung. Das Beispiel China zeigt, wie ein Zusammenspiel zwischen Regierung und Herstellern funktionieren kann. China ist der Trendsetter in Sachen E-Mobility.
Abwarten
Was die VW-Aktie betrifft, so heißt es weiter abwarten. Die Papiere haben im Zuge des schwachen Gesamtmarktes zuletzt den Rückwärtsgang eingelegt. Die nächste Unterstützungszone liegt im Bereich zwischen 137,70 Euro und 133,40 Euro.