Der Autozulieferer Schaeffler will mit der Übernahme der früheren Conti-Antriebssparte Vitesco einen großen Anbieter für Elektromobilität formen. Schaeffler bietet den Vitesco-Aktionären 91 Euro je Papier in bar, um die Firmen letztlich zu fusionieren, wie die Herzogenauracher am Montag mitteilten. Die Schaeffler-Familie hält bereits knapp 50 Prozent an Vitesco. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über entsprechende Pläne der Schaefflers berichtet - spekuliert worden war darüber schon länger.
Das Papier von Vitesco zieht am Montag um 20,1 Prozent auf 90,50 Euro an und nähert sich damit dem voraussichtlichen Angebotspreis. Vor dem Wochenende hatte die Aktie bei 75,35 Euro geschlossen.
"Sowohl Schaeffler als auch Vitesco sitzen stärker im Verbrennungsmotor, der weltweit in der Auslaufphase ist. Beide gehen gleichzeitig in die Elektromobilität. Die neuen Felder bei Vitesco bieten Schaeffler die Möglichkeit, breiter in Elektromobilität aufzustellen und doppelte Funktionen nach der Verschmelzung abzubauen."
Das Angebot von Schaeffler bewertet Vitesco mit rund 3,6 Milliarden Euro. Das im SDax gelistete Unternehmen Schaeffler hat sich nach eigenen Angaben ein umfangreiches Finanzierungspaket arrangiert, das eine Brückenfinanzierung für das Erwerbsangebot einschließt.
"Allerdings sind beide eher spät in der Elektromobilität und stehen einer breiten Front von Wettbewerbern gegenüber. Damit kauft sich Schaeffler ein Stück Risiko ein."
Insbesondere im Bereich der E-Mobilität verfügten Schaeffler und Vitesco über ein zusammenpassendes Technologieportfolio, hieß es. Auf diesem Gebiet will Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld die Wachstumschancen nutzen. Gemeinsam kommen die Unternehmen auf rund 25 Milliarden Euro Umsatz. Vitesco macht derzeit noch den Löwenanteil des Geschäfts mit Verbrennerkomponenten - hat jedoch zuletzt vor allem Aufträge für die Elektroantriebssparte eingesammelt. Schaeffler tut sich mit dem Umschwung hin zum Elektromotor noch schwer.
„Sowohl Schaeffler als auch Vitesco sitzen stärker im Verbrennungsmotor, der weltweit in der Auslaufphase ist. Beide gehen gleichzeitig in die Elektromobilität. Die neuen Felder bei Vitesco bieten Schaeffler die Möglichkeit, breiter in Elektromobilität aufzustellen und doppelte Funktionen nach der Verschmelzung abzubauen. Allerdings sind beide eher spät in der Elektromobilität und stehen einer breiten Front von Wettbewerbern gegenüber. Damit kauft sich Scheffler ein Stück Risiko ein“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Der Zusammenschluss der Firmen soll jährlich vor Zinsen und Steuern Kosteneinsparungen von 600 Millionen Euro bringen. Diese sollen bis 2029 realisiert werden.
„Zusätzlich wird in Hochzinszeiten ein Aktienkauf Fremdkapitalkosten deutlich belasten. Auf der anderen Seite sind die Gewinne von Vitesco sehr bescheiden“, sagt Auto-Experte Dudenhöffer.
Vitesco war erst 2021 von der ehemaligen Konzernmutter Continental abgespalten worden. An Conti besitzt die Schaeffler-Familie seit einem missglückten Übernahmeversuch in der Finanzkrise 2008 rund 46 Prozent.
Das Übernahmeangebot soll der erste Schritt auf dem Weg zu einer Fusion sein. Nach Durchführung des Erwerbsangebots plant Schaeffler, Vitesco rechtlich auf Schaeffler zu verschmelzen. Ein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag ist demnach nicht geplant.
Beide Unternehmen setzen zum Großteil noch auf das Auslaufmodell Verbrennungsmotor. Ob beide zusammen die Chance nutzen werden, sich breit im E-Mobility-Segment aufzustellen, bleibt abzuwarten. Zuletzt hat sich Schaeffler eher schwer getan, im Bereich der Elektromobilität Akzente zu setzen.