Der Walldorfer Softwareriese hat die Anleger mit seinem Quartalsbericht auf ganzer Linie enttäuscht. Die Aktie crashte gestern und verlor rund 22 Prozent an nur einem Tag. Nun hat sich das SAP-Management zu Wort gemeldet.
CEO Christian Klein verteidigte gestern die SAP-Strategie gegenüber dem Handelsblatt: "Wir waren uns bewusst, dass die Reaktion der Aktionäre so ausfallen könnte. Aber die Entscheidung, die Ambition zu korrigieren und uns noch stärker an den Bedürfnissen unserer Kunden auszurichten, war notwendig."
Notwendige Investitionen
Laut Klein seien die zusätzlichen Investitionen notwendig, um die Infrastruktur auszubauen. Klein wolle nicht das Wachstumspotenzial in der Zukunft für die kurzfristige Margenoptimierung opfern. Man müsse noch entschiedener in die Cloud gehen, dann müsse man investieren, damit die SAP-Infrastruktur noch skalierbarer und damit auch profitabler werde. Es nütze nichts an einer operativen Marge von 34 Prozent festzuhalten, wenn die Kunden digitalisieren und in die Cloud wollten.
Man wolle zudem das SAP-Portfolio schneller ausbauen, damit die Kunden bei der Digitalisierung schneller vorankämen – nicht nur in Kernprozessen, sondern auch in industriespezifischen Abläufen.
Klein hält an Concur fest
Ursprünglich sei man fürs zweite Halbjahr von einer leichten wirtschaftlichen Erholung ausgegangen. Jetzt gebe es jedoch eine gegenläufige Entwicklung, erst am Wochenende seien zwei weitere europäische Länder quasi wieder in den Lockdown gegangen.
Und man sehe eine Beeinträchtigung gerade durch Concur, die SAP-Lösung für Reisekostenmanagement. Das habe zu einer Anpassung im Cloud-Geschäft geführt.
Concur sei jedoch eine herausragende Lösung für Reisekostenmanagement. Auch hier betrachte man die Langfristperspektive. Wenn die Mitarbeiter irgendwann wieder reisen würden, dann werde man wieder hohe Wachstumsraten sehen. Deswegen seien keine großen Einsparungen geplant.
Die SAP-Aktie wurde als laufende AKTIONÄR-Empfehlung im Zuge des gestrigen Abverkaufs beim Kurs von 110 Euro ausgestoppt. DER AKTIONÄR hält SAP langfristig nach wie vor für interessant. Anleger sollten jedoch die weitere Entwicklung von SAP vorerst von der Seitenlinie aus abwarten. Das Papier gehört auf die Watchlist.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Der Autor Emil Jusifov hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: SAP.