Mit einem deutlichen Kursplus von knapp sechs Prozent führt die Aktie von Salzgitter den SDAX am Donnerstag an. Auf der Hauptversammlung des Stahlkonzerns sprach CEO Gunnar Groebler zwar von einem schwierigen zweiten Halbjahr. Doch dank des starken Jahresstarts rechnet er weiter mit steigenden Umsätzen und Gewinnen im Gesamtjahr.
Die gestiegenen Stahlpreise haben Salzgitter zuletzt hohe Gewinne eingebracht – der weitere Jahresverlauf könnte nach Einschätzung der Führung aber unsicherer werden. „Zurzeit fallen die Märkte wieder, anders als bei Rohstoffen“, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler auf der Hauptversammlung. „Wir bereiten uns darauf vor, dass wir ein sehr anspruchsvolles zweites Halbjahr 2022 sehen werden.“
Sprünge der Rohmaterial- und Energiekosten habe man durch Sicherungsgeschäfte teils abmildern können. Kohle- und Erzlieferungen für Salzgitter seien infolge des Ukraine-Kriegs kaum berührt. „Natürlich gibt es aber indirekte Effekte wie die Strom- und Gaspreise oder unsichere Absatzmärkte“, sagte Groebler. „Diese Effekte sind spürbar, aber wir können uns als Unternehmen darauf einrichten.“ Die Erdgasmengen seien bis Ende 2026 gesichert.
Russland-Risiko im Fokus
Salzgitter wolle sich als zweitgrößter deutscher Stahlhersteller daran beteiligen, mehr Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen zu erreichen. „Ein Weg dazu sind LNG-Terminals. Wir produzieren bereits die Rohre, durch die das Gas fließen wird“, sagte Groebler zur Anbindung der Aufnahmestelle für Flüssigerdgas in Wilhelmshaven.
Die eigene Energieversorgung werde hoffentlich nicht gefährdet. „Wenn wir vor einem abrupten Ende der Gaslieferungen (aus Russland) ausgehen müssten, hätte das Auswirkungen auf die Salzgitter AG.“ Es sei jedoch schwer vorherzusagen, welchen genauen Umfang diese hätten. Die größten Erdgasverbraucher des Konzerns befänden sich in Niedersachsen und würden durch Pipelines aus Norwegen und den Niederlanden sowie niedersächsischen Gasfeldern versorgt.
Steigerungen angepeilt
Insgesamt geht der Konzern 2022 von weiteren Umsatz- und Ergebniszuwächsen aus. Die Erlöse könnten sich bei 11 Milliarden Euro einpendeln. 2021 wurden 9,8 Milliarden Euro erzielt, der Nettogewinn landete bei 586 Millionen Euro. Die Aktionäre bekommen 75 Cent pro Anteilsschein – es ist die höchste Ausschüttung seit 2008.
Nach dem deutlichen Rücksetzer Ende April und Anfang Mai hat sich die Salzgitter-Aktie wieder gefangen. Auch weiterhin ist in der Stahlbranche mit großen Ausschlägen zu rechnen, da kaum ein Sektor so konjunktursensibel reagiert wie dieser. Salzgitter bleibt somit vorerst vor allem für Trader interessant, die auf den Sprung über 40 Euro warten.
Mit Material von dpa-AFX